Eine alte Industrieanlage. In einem völlig kargen Saal, mit weiß bespannten Wänden und steinernem Boden, hat der norwegische Künstler Lars Ø. Ramberg Kisten meterhoch aufgestapelt. Darauf sind Wörter gedruckt – „Wut“, „Angst“, „Narzisst“, „Gewalt“. Wie ein stiller Monolith dominiert die Installation den Raum. Doch plötzlich knallt es. Die Kisten fallen auf den Betonboden, zersplittern. Dieser Theaterabend liefert die Autopsie der Terroristenseele von Anders Breivik, denn das Stück „Einer von uns“, entwickelt vom Det Norske Teatret aus Oslo und dem Schauspiel Hannover, soll untersuchen, wie es zum Massaker von Utøya und damit zum blutigsten Amoklauf Norwegens kommen konnte. Der Regisseur Erik Ulfsby hat die Aufführung in der Alten Eisengießerei in Stralsund als intimen Einblick in die Verfasstheit eines Landes konzipiert. Die Dramaturgie basiert auf den Recherchen und den Interviews von Åsne Seierstad mit Opfern, Familienangehörigen und Einsatzkräften vor Ort, welche das mörderische Handeln am 22. Juni 2011 miterleben mussten, das 77 Menschen das Leben kostete. Wie konnte eine solche Tat stattfinden und Extremismus in einem Land gedeihen, in dem Gleichheit und Freiheit Grundprämissen des Staatsselbstverständnisses sind? Das Stück versucht einzuordnen, bietet aber keine Katharsis, das Unvorstellbare bleibt unverständlich. Es offenbart sich nur eine Erkenntnis. Breivik ist Produkt dieser Gesellschaft und lebte...