Stück
Vor Sonnenaufgang
nach Gerhart Hauptmann
Erschienen in: Recherchen 167: Dramatisch lesen – Wie über neue Dramatik sprechen? (05/2023)
Die Geschäfte im Hause Hoffmann laufen gut. Die Geburt des Stammhalters steht kurz bevor. Helene kehrt zurück, der Schwester beizustehen. Und trifft im Elternhaus auf Loth und mit ihm auf die Liebe. Die Zukunft scheint verheißungsvoll. Doch leider ist das Fundament der Menschlichkeit längst morsch geworden. Und als das Unglück kommt, da ist der Mensch sich selbst am nächsten. Eindringlich und klar schreibt Ewald Palmetshofer Gerhart Hauptmanns »soziales Drama« neu und übersetzt es in die Gegenwart. Die Frauen erblühen bei ihm zum Leben. Leiderprobt, aber trotzig richten sie den Blick in die Zukunft. Und wo zu Beginn noch Hoffnung keimt, die palmetshofersche Übertragung könne vielleicht ein gutes Ende nehmen, da zeigt sich schnell, dass auch im Hier und Jetzt der Mensch dem Dunkeln nicht entkommen kann. Es scheint, als hätte die Nacht den Tag am Ende einfach so verschluckt. Kein Sonnenaufgang. Gar nicht mehr.
LOTH –
komisch, oder, Thomas?
wie unterschiedlich wir geworden sind
HOFFMANN was meinst denn damit jetzt?
–
naja, das warn wir immer schon
LOTH wahrscheinlich
ja
dann hat sich einfach nur die Welt verändert
HOFFMANN da kannst du Gift drauf nehmen
das hat sie ganz bestimmt
entspann dich, Alfred
da können wir persönlich nichts dafür
das...