Ein altvertrauter Zuschauerraum verwandelt sich urplötzlich in etwas Fremdes, wenn vorn auf der Bühne nichts passiert. Ein Warteraum zwischen dem letzten Zug des Abends und dem ersten am Morgen, irgendwie eine Mischung aus zweckentfremdeter Kathedrale und ambitionierter Lagerhalle.
Die Beleuchter überprüfen zum xten Mal den Computer: „Licht ganz weich“, lautet die Ansage. Ganz von oben soll es auf die Drehbühne von Florian Lösche fallen, wie eine Wohnzimmerdeckenlampe. Jedenfalls im Idealfall. Doch irgendwo schleicht sich auf der kreisrunden Drehscheibe immer eine schattige Ecke ein. Alles im Leben ist ungerecht, das beginnt bei der Beleuchtung, wie wir seit Brecht wissen. Aber wenn Schauspieler etwas gar nicht mögen, dann ist es, plötzlich im Dunkeln zu stehen, wo sie niemand sieht.
Wenn auf der Bühne der Kammerspiele des Deutschen Theaters Berlin nichts gespielt wird, dann eben woanders. Der halbdunkle Raum füllt sich mit Assistenten, Praktikanten und Hospitanten. Die Dramaturgin kommt mit einem Proviantbeutel, als wäre dies ein Picknick. Das hier wird dauern, so viel ist schon einmal klar. Die Regisseurin Jette Steckel bespricht sich irgendwo im Off mit den Schauspielern. Theater sind Zeitvernichtungsmaschinen; wer nicht ohne inneren Widerstand hineinfällt wie in eine rettende Gegenwelt, hält das nicht aus. Shakespeare wusste es und lässt Prospero...