„Eine Besonderheit meiner Figuren ist, daß sie stumm sind – genau genommen sind das ja alle Marionetten; wie sollten sie auch reden können, da sie doch aus Holz sind (…) Seit den allerersten Anfängen meines Marionetten-Fimmels war ich der Ansicht, daß die lebensgroße natürliche Menschenstimme im Format nicht zur kleinen bewegten Kunstfigur paßt. Hier, glaube ich liegt die Inkongruenz!“1 Richard Teschner
Während der Wiener Figurenspieler Richard Teschner, der in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts das Figurentheater zu erneuern suchte, von Figuren gesprochene Sprache auf der Bühne strikt ablehnte – seine Stücke waren Pantomimen –, hielt der belgische Dramatiker Maurice Mæterlinck, der auch Stücke für „Marionettentheater“ veröffentlichte, in seinem 1890 erschienenen Aufsatz „Androidentheater“2 nur „Wesen ohne Leben“ für fähig, Dichtung auf die Bühne zu bringen. Alfred Jarry wiederum setzte für die Groteskästhetik seines „König Ubu“ auf Stimmverfremdung mit einer Rohrpfeife, ähnlich der Zungenpfeife von Punch oder Pulcinella. Einig jedoch waren sich alle in ihrer Ablehnung der zeitgenössischen Theaterpraxis und in ihrer Suche nach der besonderen Qualität der unbelebten Figur. Denn auf keinen Fall sollte ihr (Figuren-)Theater ein nachgeahmtes Menschentheater sein.
Die zugleich schwierige und fruchtbare Beziehung von Figur/Objekt und Sprache war und ist immer wieder Anlass für eine...