Brechts Ästhetik der Natur war Thema der 30. Brecht-Tage im Februar 2008 im Literaturforum im Brecht-Haus in Berlin. Brecht ist nicht gerade ein Dichter der Naturhinwendung, einer, der vornehmlich Pflanzen und Tiere, Landschaften und Jahreszeiten besingt. Er gilt eher als ein Dichter der Naturabwendung. Laut Benjamin war er Urbanist, der erste bedeutende deutsche Lyriker, „der vom städtischen Menschen etwas zu sagen hatte". Und der städtische Mensch ist ein Mensch der Gesellschaft, nicht der Natur. Berühmt ist sein Diktum „Was sind das für Zeiten, wo / Ein Gespräch über Bäume fast ein Verbrechen ist / Weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt".
Natur als Gegenstand der Poesie, so die Botschaft, ist nur zulässig, wenn das gesellschaftliche Unheil aufgezeigt wird. Nun könnte es aber sein, dass gesellschaftliches Unheil künftig direkt durch Naturunheil hervorgerufen wird. Augenscheinlich befindet sich das Mensch-Natur-Verhältnis in einer Krise. Wir leben mehr und mehr in der Angst, dass uns Wetter und Klima bald dafür bestrafen werden, dass wir zu weit gegangen sind in der industriellen Naturausbeutung. Brechts Naturverhältnis wird vor diesem Hintergrund beleuchtet.
Mit Texten von Holger Teschke, Peter Geist, Gerd Irrlitz, Valentina Di Rosa und Ursula Heukenkamp.