Anna Viebrocks Arbeiten gelten als einzigartige Zeugnisse der postmodernen Theaterentwicklung in den vergangenen zwanzig Jahren. Ihre Erfindungen als Bühnenbildnerin und zunehmend auch als Regisseurin für Sprech- und Musiktheater entwickelten sich mit Beginn der neunziger Jahre durch die Zusammenarbeit mit den Regisseuren Christoph Marthaler und Jossi Wieler zu einer unverwechselbaren Erfolgs- und Wirkungsgeschichte im deutschsprachigen und internationalem Theater und beeinflussen Theatermacher, aber auch Künstler und Architekten im In und Ausland.
Prägend für Viebrocks Arbeiten ist ein feinnerviger, subversiver Realismus. Sie stecken voll surrealer Logik und überraschender Mechanik, die jedem Anschein von Alltäglichkeit zuwiderlaufen. Viebrock dekonstruiert Architekturen von u. a. Garagen, Schiffen, Bierzelten, Bunkern, Kirchen oder Flugzeugkabinen und setzt diese in ihren Bühnenbildern zu komplexen und hyperrealen Räumen neu zusammen. Auf diese Weise entstehen rätselhafte Räume des Erinnerns und Überlebens, verbaute Systeme, welche die Schauspieler wie Labyrinthe durchqueren.
Diese umfassende Monografie knüpft an das erste Buch von Anna Viebrock an, das vor genau zehn Jahren erschienen ist (Theater der Zeit, „Damit die Zeit nicht stehen bleibt"). Seither hat sie zahlreiche Bühnenräume und Kostümbilder für Christoph Marthaler, Jossi Wieler, Hans Neuenfels und Meg Stuart erfunden; unter anderem für das Zürcher Schauspielhaus, den Papstpalast in Avignon, die Opéra National de Paris, die Bayreuther Festspiele, die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz in Berlin, das Theater Basel, sowie für die Stuttgarter Staatsoper, das Schauspiel Köln und die Wiener Festwochen.
+++Download Leseprobe+++
In eigener Regie inszenierte Anna Viebrock an zahlreichen Opern- und Theaterhäusern, unter anderem an der Opéra National de Paris, am Theater Basel, an der Staatsoper Hannover, dem Schauspiel Köln und am Hebbeltheater in Berlin. In großen, farbigen Bildertableaus beispielhafter Inszenierungen gibt das Buch eine Werkübersicht, ergänzt durch Selbstaussagen von Anna Viebrock. Es beinhaltet darüber hinaus eine ausführliche Biografie und Bibliografie sowie begleitende Texte und Essays von namhaften Künstlern und Wissenschaftlern wie Jürg Laederach, Götz Leineweber, Ernst Surberg und Hans-Thies Lehmann.
Anna Viebrock, die im Sommer 2011 60 Jahre alt wird, ist von den Zeitschriften „Theater heute" und „Opernwelt" mehrfach als Bühnen- und Kostümbildnerin des Jahres ausgezeichnet worden. Ihre Inszenierung von Hans-Joachim Hespos' Musiktheater „iOPAL" an der Staatsope r Hannover wurde 2004 zur „Uraufführung des Jahres" gewählt. 1997 erhielt sie den Hessischen Kulturpreis und 2004 den Theaterpreis Berlin. Seit 2009 ist Anna Viebrock Mitglied der Akademie der Künste Berlin.