Damals, mit 68 Jahren, in einem Alter, in dem andere sich längst zurückgezogen haben, fing Hansgünther Heyme noch einmal etwas komplett Neues an. Er, der in Köln, Stuttgart, Essen und Bremen die größeren Bühnentanker der Republik und bis 2003 die Ruhrfestspiele geleitet hatte, übernahm 2004 das Theater im Pfalzbau Ludwigshafen – ein reines Gastspielhaus. Mit 1141 Plätzen. Ohne Ensemble, ohne Werkstätten. Ein Theater ohne Theater!
Heute, mit 79, am Ende seiner elfjährigen Intendanz in Ludwigshafen, kann er dort eine Bilanz ziehen, die manch andere mit besser ausgestatteten Häusern nicht vorweisen können. Heyme hat Festspiele ins Leben gerufen, für die er nun schon im zehnten Jahr international stilbildende Inszenierungen in die Stadt holt. Er hat vielfältig mit Migranten gearbeitet, die Festwoche Türkei und die ORIENTierungstage begründet, mit griechischstämmigen Bürgern antike Klassiker inszeniert sowie in Koproduktionen mit Theatern in Zagreb und Maribor Aufführungen in kroatischer und slowenischer Sprache hierher gebracht. Außerdem hat er es – wie gesagt, ohne eigenes Ensemble – geschafft, das denkbar größte Musiktheaterprojekt, nämlich Wagners „Ring“, in Ludwigshafen zu realisieren: „für die Menschen der Stadt und mit ihnen“, wie er sagt. Und als Schlusspunkt seiner Intendanz hat er mit rund 70 Laien das Gilgamesch-Epos auf die Bühne gestemmt, eines...