Dieudonné Niangouna: »Nennt mich Muhammad Ali«
von Grit Köppen
Erschienen in: Recherchen 173: Dekoloniale Ästhetiken im zeitgenössischen Theater (05/2025)
Der kongolesische Theatermacher Dieudonné Niangouna301 – Autor, Regisseur, Schauspieler – gilt als einer der einflussreichsten zeitgenössischen Künstler:innen des frankophonen Afrikas. Geboren wurde er in Brazzaville (Republik Kongo). Er arbeitete dort in den 1990er Jahren als Schauspieler, Autor und Regisseur für das Théâtre Nationale. Nach seinem Kunststudium an der Ècole Nationale des Beaux-Arts Paul Kamba in Brazzaville gründete Niangona zusammen mit seinem Bruder Ciss Niangouna 1997 die Theatercompagnie Les Bruits de la Rue, mit der sie später ein Dutzend Produktionen realisierten, die sie auch auf Tourneen zeigten.302 Aufgrund des Bürgerkriegs zwischen 1997 und 1999 wegen militärischen Auseinandersetzungen zwischen zwei rivalisierenden Präsidentenkandidaten und ihren Anhängern, war Nian-gouna zur Flucht gezwungen und versteckte sich in Pointe-Noire. In dieser Zeit schrieb er Theaterstücke über die verheerende Situation von Krieg, Militarismus und Gewalt. Dazu suchte er nach anderen ästhetischen Formen als die, die er vom Nationaltheater kannte. Anschließend produzierte er Stücke, die sich mit dem kongolesischen Bürgerkrieg und der Kolonialgeschichte auseinandersetzten. 2003 initiierte er als künstlerischer Leiter das Mantsina-sur-Scène Festival in Brazzaville, bei dem Stücke und Performances aufgeführt sowie Workshops realisiert werden. »2005 gehört er zu den vier ersten afrikanischen Autoren, deren Texte an der Comédie Française szenisch gelesen werden.«303...