Die erste Inszenierung, die ich von Simon McBurney sah, war „The Visit“, 1991 in London, eine überdrehte Slapstick-Version von Dürrenmatts „Besuch der alten Dame“. Die Schauspieler/-innen der freien Gruppe waren naturgemäß allesamt jung, und so konnte man schon damals ein typisches McBurney-Prinzip beobachten: Kathryn Hunter spielte die alte Dame nicht auf alt, sie war, die sie war – alt und gebrechlich waren ihre mit dicken Mullbinden bandagierten Krücken. Das Théâtre de Complicité galt damals bereits als eine der erfolgreichsten Fringe-Gruppen im Land, McBurney als verrücktes Junggenie mit unbändigen Haaren, unmöglichen Klamotten und unerschöpflichen Assoziationsketten, redend wie ein Wasserfall, quirlig und stets mit vier Sachen gleichzeitig beschäftigt. Er suchte seinen Stil, und dabei haute er eine tolle Inszenierung nach der anderen heraus.
Simon McBurney, geboren 1957 in Cambridge, studierte dort zunächst englische Literatur, aber dann zog es ihn an die berühmte Theaterschule von Jacques Lecoq in Paris. Dort lernte er, schauspielerische Kreativität aus den Erinnerungen des Körpers, dessen Sinnen und Erfahrungen zu entwickeln. Diese Lecoq’sche Lehre ist bis heute eine der Grundlagen seiner Arbeit. Nach dem Verlassen der Schule arbeitete er eine Zeit lang bei Jérôme Deschamps, bis er 1983 gemeinsam mit Annabel Arden und Marcello Magni das Théâtre de Complicité...