Der Schauplatz ist immer eine Bühne. Auch für jene Agonie Curzio Malapartes, mit der der Abend beginnt – und sechs (!) Stunden später endet. Selten ist wohl der spätestens gegen Mitternacht erwachende Wunsch im Zuschauer so drängend, es möge möglichst schnell vorbeigehen. Aber noch dauert es eine Stunde, denn der lebenswilde Curzio Malaparte, der bei seiner Geburt Kurt Erich Suckert hieß und Sohn eines Zittauer Textilfabrikanten war, stirbt 1957 (auf einer China-Reise war bei ihm Lungenkrebs diagnostiziert worden) – und hat dabei immer noch neue Pläne oder eher Delirien, worüber er noch schreiben müsste. Frank Castorf hat mit „Kaputt“ eine merkwürdige und – bis auf bewusste Passagen der Langeweile – hochenergetische philosophischzeitgeschichtliche Reise auf die Bühne gebracht. Die jenes Kurt Erich Suckert, der sich Malaparte nannte, um nicht wie Bonaparte schon im Namen vorzutäuschen, er vertrete die gute Seite. Nein, dieser mephistophelische Extremist des Umsturzes vertritt immer nur die eigene Seite – der jeweils anderen will er vor allem ein Chronist sein, ein unnachsichtig präziser, an dessen Berichten sie noch zu würgen haben werden! Malaparte war in seinem Leben so ziemlich alles: Faschist und Antifaschist, ein Kommunist, auf den Leninisten, Stalinisten und Trotzkisten ihren Hass projizierten. Sein Hauptvorzug war in...