Als „Prothesengott“ hatte Sigmund Freud 1930 in „Das Unbehagen in der Kultur“ den Menschen charakterisiert, weil er mit all seinen damals schon vorhandenen Applikationen bereits besser hören und sehen, sich besser erinnern und sich effizienter fortbewegen könne als seine Vorfahren. Jedenfalls dann, wenn er die „Prothesen“ (Brillen, Flugzeuge, Grammofone, Telefone und Kameras) auch „anlege“. Freud wies zugleich auf die Anpassungsschwierigkeiten beim Gebrauch dieser „Hilfsorgane“ hin, weil diese mit seinem Körper eben nicht verwachsen seien und – bei allen Erleichterungen – auch nicht wesentlich mehr Lebensglück brächten. Diese Enttäuschung über die Folgen der Technik ist heute sogar noch stärker ausgeprägt als zu Zeiten des „Unbehagens“; Freuds Zeitgenossen waren eher von Technikeuphorie umtost, während Menschen des 21. Jahrhunderts stärker geprägt sind von der Furcht vor „Big Data“ und den neuen Klassensystemen, die sich abhängig vom Zugang oder eben Nicht-Zugang zu Technologien herausbilden.
In diesem Zusammenhang ist es geradezu pikant, dass ausgerechnet die Figuration des Bösen in der Inszenierung „Pinocchio 2.0“ (Schaubude Berlin, 2017) des Kollektivs Manufaktor zum gelungensten Beispiel eines digitalen Körpers im Puppen- und Objekttheater avanciert. Es handelt sich um die von einem Strolchcharakter in eine wahre Killermaschine verwandelte Fuchs-Katze-Figur. Aus dem weitgehend dunklen Bühnenraum hebt sich neonfarben der doppelte Kopf...