Seit November 2015 befindet sich Frankreich im Ausnahmezustand. Wie haben die Anschläge in Frankreich von 2015 und 2016 Ihre Arbeit als Theaterautoren und Theaterleiter geprägt?
Alexandra Badea: Direkt nach den Anschlägen konnte ich lange Zeit nicht schreiben. Ich verspürte das Bedürfnis, zu reagieren, wusste aber nicht wie. In meinen Texten der letzten beiden Jahre habe ich mich nicht mit dem Thema auseinandergesetzt, doch die Ereignisse haben etwas vertieft, was ich ohnehin machte: Sie haben in mir das Bedürfnis geweckt, noch häufiger auf die Leute in der französischen Gesellschaft zuzugehen, die man vergessen hat. Ich denke, ich stelle mir vor allem die Frage, was man heute im Theater erzählt und welche Personen darin kein Gehör finden. Das war bereits Teil meiner Arbeit, aber es hat sich noch verstärkt. Auch wurde mein Bedürfnis danach stärker, eine Verbindung mit den Gegebenheiten vor Ort aufrechtzuerhalten, Workshops in Gefängnissen oder an sozialen Brennpunkten zu geben, das Thema nicht unbedingt frontal anzugehen, sondern zu versuchen zu verstehen, was die Leute heutzutage brauchen. Und ich glaube, auch etwas anderes hat sich verändert: Ich verspüre das Bedürfnis, ein bisschen mehr Hoffnung zu schenken, in dieser Zeit, in der Nihilismus, Schwarzmalerei und Verzweiflung überhandnehmen.
Wajdi Mouawad: Für mich hat...