Mit 21 Jahren beginnt Lion Feuchtwanger damit, ein Tagebuch zu führen. Eine Gewohnheit, der er in der Folge fast ausnahmslos täglich nachging und die er bis an sein Lebensende nicht aufgeben sollte. In diesem Alter kommt Feuchtwanger auch zu der Erkenntnis, dass er Grabbe ähnele, sicher bessere Stücke als Oscar Wilde schreiben könne, und fasst den Entschluss, ein „großes“ Drama zu verfassen. Auch ein Titel fällt ihm ein: „Ich!“ Das ist keine unverzeihliche Arroganz, sondern die Arroganz eines jungen Mannes, der weiß oder nur ahnt, dass aus ihm ein bedeutender Schriftsteller werden wird.
Aufschluss über Feuchtwangers Weg zu seinen großen Werken – und zu seinem Ruhm – geben die nun erstmals unter dem Titel „Ein möglichst intensives Leben“ publizierten Tagebücher, ein zweifelsohne editorisches Mammutprojekt, an dem sich der Aufbau Verlag versucht hat.
Feuchtwanger hat hier keine Aufzeichnungen für die Nachwelt gemacht, keine Verteidigung abgegeben oder einen großzügigen Blick auf den Schreibtisch des Genies gewährt. Die Notizen galten ihm selbst, sind vollkommen unliterarisch, nehmen in den meisten Fällen nur zwei, drei Zeilen in Anspruch und setzen mitunter ein Wissen voraus, das der Leser nicht haben kann. Der Verlag wirbt für das Buch mit dem Slogan „Feuchtwanger ohne Filter“ – und doch...