Thomas Wieck: Wann hast Du etwas von dem Autor Heiner Müller gehört und wie kamst Du an die Volksbühne?
Hermann Beyer: Wir hatten einen Lehrer an der Oberschule, der uns immer ins Berliner Ensemble geschickt hat: »Das müsst ihr euch angucken!« Dann gab es eine Aufführung im Kulturhaus Ludwigsfelde: Hagen Müller-Stahl hatte mit Studenten der Bezirksparteischule der SED in Kleinmachnow Zehn Tage, die die Welt erschütterten aufgeführt. Anschließend war ein Gespräch mit Heiner Müller. Da habe ich ihn das erste Mal gesehen und dachte: Mann, ist der hässlich! – Ob ich schon was gehört hatte von ihm, weiß ich nicht. Aber ich weiß noch, wenn irgendeine Kritik in dem Gespräch kam, erklärte Müller immer, warum er gerade das gut findet. Und in der 10. oder 11. Klasse habe ich die Inszenierung von Lohndrücker gesehen. Im Maxim-Gorki-Theater. Und fand das erstaunlich. Da gab es ja diese vielen »Produktionsstücke« und ich habe mich gewundert, wieso die mich nie interessiert haben, ich aber über die Jahre immer wieder in dieses Lohndrücker-Heft geschaut habe, das ich mir besorgt hatte. Mich hat das sehr interessiert, ohne mitzukriegen, was das Stück bedeutete. Das kam erst, als Müller das selbst inszenierte, 1988. Schon die erste Arbeit...