Barbara Frey, Sie sind vor gut acht Jahren von Berlin zurück in die Schweiz gezogen. Erinnern Sie sich, wie das war – der Wechsel von der Außen- zur Innenperspektive hinsichtlich des Heimatlandes?
Barbara Frey: Ja, ich erinnere mich. Der erste Eindruck nach einem Jahrzehnt Berlin: Wie seltsam aufgeräumt hier alles war, fast etwas aseptisch. Gleichzeitig gab es schöne Wiederbegegnungen mit einer ganzen Gruppe Leute, die ich von früher kannte, nicht unbedingt aus dem Theater, auch aus Musiker- und Kunstkreisen. Sonst: Der weite Blick über den See aufs Alpenpanorama, befremdend nach der Berliner Steinwüste – diese Weite hat mich beschäftigt und auch beunruhigt, weil ich immer versuchte, einen Kontext herzustellen zwischen dem idyllischen Anblick und der relativ streng gehandhabten Alltagswelt hierzulande.
Nehmen Sie die Schweiz als viersprachiges Land wahr?
Frey: Als mehrsprachiges Land – nicht nur in Bezug auf die vier Landessprachen, sondern auf die verschiedenen Dialekte, die für mich nichts an ihrer Faszination verloren haben. Man fährt eine Stunde Zug, und alle sprechen anders, das finde ich genial. Für mich drückt der Dialekt ganz spezifische Gefühlslagen aus, eine Verbundenheit mit dem Ort, an dem man lebt. Ich empfinde die Schweiz als ideelles Gebilde, das sehr gut „funktioniert“, hingegen bezweifle ich,...