Caligula denkt traurige Gedanken. Seine Schwester Drusila ist gestorben. Sie hat er geliebt, nun ist sie tot und er untröstlich. Warum lebt er selbst denn noch weiter und all die anderen unwürdigen Menschen hier? Wozu? Das alles hat keinen Wert mehr. Wenn ein Herrscher trübsinnig wird, leben seine Untertanen gefährlich.
Stefan Migge, der Chemnitzer Hamlet in der Inszenierung von Bogdan Koca, ist auf faszinierend ungreifbare Weise Caligula. Verbindet Hamlet und Caligula mehr, als man im ersten Augenblick vermutet? Immer wieder verlässt Migge die Bühne, schiebt sich durch die Zuschauerreihen. Immer höflich, immer bestimmt sich Platz schaffend, dabei offensichtlich getrennt von dem Geschehen vorn auf der Bühne. Gegen die Dunkelheit im Zuschauerraum hilft eine Taschenlampe. Aber zur Erleuchtung langt es nicht mehr. Er bleibt umnachtet. Was macht man mit so einem? Falsche Frage, denn Caligula steht an der Spitze der Machtpyramide; mit ihm macht man nicht etwas, er selbst macht etwas mit den anderen, die er nur noch als Störung seiner einsamen Traurigkeit ansieht. Es gibt einen Namen für diese tödliche Krankheit, nicht nur der Seele, sondern der Kultur: Nihilismus.
Die Bühne von Wojciech Stefaniak: ein Abglanz von Stahl, der ewige Widerschein von Macht, die keinen Widerspruch duldet. Davon weiß das...