Weise Clowns und aggressive Frauen (Afrika)
von Joachim Fiebach
Erschienen in: Welt Theater Geschichte – Eine Kulturgeschichte des Theatralen (05/2015)
Komik, Clowneskes, ironische Verkehrungen waren noch in den 1950er Jahren integrale Bestandteile von als existenziell notwendig gedachten und also hochernsten Initiationen in Dörfern der Bambara Westafrikas. Sie dürften aktuelle Varianten alter Rituale gewesen sein. Die Geschichten des einst mächtigen Bambara-Staates von Segu aus dem 18. Jahrhundert und des Tuculor-Reiches des 19. Jahrhunderts hatten deutliche Spuren hinterlassen.
Die Initiation begann mit dem N’domo, einem Stadium, in dem man das Kind bis zur Beschneidung führte, dem schmerzvoll-jähen, gefährlich-konfliktreichen Übergang in einen anderen Zustand. Das Kind, bis dahin als geschlechtsloses und paradiesisch-problemloses Wesen begriffen, erhielt im N’domo seine spezifische geschlechtliche Existenz, trat so in die wirkliche Welt der Differenzierungen und Konflikte ein. Es musste fünf Klassen durchlaufen. Die erste war die des Löwen, der das Prinzip des Lehrens, der Intelligenz und des Suchens nach Erkennen symbolisierte. Die letzte stand im Zeichen des Hundes. Er bedeutete die Erde, daher Fruchtbarkeit und Unersättlichkeit, aber auch Treue und Beständigkeit. Der Einzuweihende trat damit in die Welt ein. Die Beschneidung hatte ihn bereits als männliches Wesen sexuell definiert. Jetzt musste er mit dem Ungewissen, Gefährlichen, Dunklen, das die Welt der Erwachsenen, die soziale Gemeinschaft prägt, kämpfen. Erwachsene Mitglieder des Initiationsbundes unterwiesen die Kinder öffentlich an verschiedenen...