Markus Metz und Georg Seeßlen legen in ihrer in der Reihe „Kapital & Krise“ des Verlags Bertz + Fischer erschienenen Schrift „Kapitalistischer (Sur)realismus“ eine Ästhetik des „postmodernen Warenzirkus“ vor, eine Kritik des „Neoliberalismus als Ästhetik“. Darin zeichnen sie eine Geschichte der Ästhetisierung aller Lebensbereiche nach, die sich der Strategien des Surrealismus annimmt und in verkehrter Form aneignet: Management wird Kunst, Fantasie zum Zwang und Subversion zur Normalität. Die Absurdität der Lebensverhältnisse wird dabei plastisch: Die Krisenhaftigkeit der kapitalistischen Gesellschaft liegt offen zutage, „aber die Show geht erst richtig los“.
Historisch grenzen Metz und Seeßlen den „kapitalistischen Surrealismus“ vom „kapitalistischen Realismus“ ab. Letzteren bestimme ein Paradigma der Alternativlosigkeit: Der Kapitalismus erzeugt Krisen, Armut und Zerstörung, aber er ist alternativlos, darum muss man sich in seinen Grenzen um eine möglichst „humane“ Lebensweise bemühen. Dagegen produziert der kapitalistische Surrealismus einen neuen Sozialcharakter, der die Alternativlosigkeit nicht nur anerkennt, sondern die Krisen noch affirmiert und exzessiv auslebt. Heute herrsche ein offener Zynismus, der sich Widersprüche selbst ans Revers heftet: Kritik der eigenen Praxis wird vorangeschoben, gar auf Gräuel verwiesen, um sodann mit einem Lächeln fortzufahren. Dabei wird die Kritik nicht abgewehrt, sondern freundlich aufgenommen und noch zum eigenen dynamischen Moment verkehrt. Bürgerliches wird als...