Dietrich Brüggemann, in der Box des Deutschen Theaters hat gerade Ihre erste Theaterarbeit „Vater“ Premiere gehabt. Sie haben das Stück geschrieben und selbst inszeniert. Steht das Thema in einem Zusammenhang mit Ihrem Berlinale-Erfolgsfilm „Kreuzweg“ von 2014?
Gewiss, Gott ist der Vater, sogar der allmächtige Vater, da gibt es keine Verhandlungsmöglichkeit. Daher ja auch das patriarchale Prinzip.
Sie kommen aus einem katholischen Elternhaus, bezeichnen sich aber als „vage atheistisch“?
Der Begriff geistert umher. Als Kind war ich jedoch tatsächlich Messdiener. In „Kreuzweg“, den ich mit meiner Schwester Anna zusammen entwickelt habe, ist diese Szenerie eingeflossen. Mein Vater selbst hat den Katholizismus sehr ernst genommen, mit dem Glauben seiner Kindheit gerungen.
Nun hat man ja in der Kirche nicht mit Gottvater unmittelbar zu tun, sondern mit seinen Stellvertretern, den Priestern und ihren Dogmen. Kinder und Priester, das scheint mir eine heikle Kombination!
In der Kirche habe ich sehr eindrucksvolle, charismatische Männer erlebt, Priester, die ihre Berufung ernst nahmen. Aber ein Kind ist natürlich leicht zu indoktrinieren, davon erzählt „Kreuzweg“ bis zum bitteren Ende. Aber mit „Vater“ am Deutschen Theater hat diese explizite Frage nach dem Katholizismus in seiner dunklen Form nichts zu tun.
Womit dann? Ich sehe das Ringen mit Vaterfiguren, Anziehung...