Mit seiner Produktion „Edward II. – Die Liebe bin ich“, basierend auf einem Text von Ewald Palmetshofer, der sich seinerseits auf eine Vorlage von Christopher Marlowe bezieht, hat das Schauspiel Köln so ziemlich alles in den Schatten gestellt, was seit dem Beginn der Pandemie an Live- und Konservenstreamings angeboten wird, und das ist ja nicht eben wenig. Denn diese Inszenierung von Pınar Karabulut filmt nicht einfach eine Aufführung ab, ob mit einer Kamera, mit vieren oder einem Dutzend. Karabulut hat in Köln einen regelrechten sechsteiligen Film gedreht, mit einem kleinen Kernensemble und einem erweiterten Cast für Hof- und Partyszenen. Was in diesem Fall fast das Gleiche ist. Vor allem aber mit einem stupenden Blick für Ikonografien, für Settings, für Dekor und Kostüme. „Edward II.“ ist kein Werkstatt- und Nebenbei-Produkt, sondern eine augenzwinkernde Reverenz an das (amerikanische) Kino, etwa an Sofia Coppola, David Lynch und Quentin Tarantino.
Marlowe erzählt in seiner Tragödie von einem überforderten König, der vor Liebe (zu einem Mann) fast blind ist und den Kabalen und Machenschaften am Hof zum Opfer fällt. Edward ist kein Held, auch kein Charismatiker, schon gar kein Politiker, sondern ein Kerl, dessen ganzes Programm, wie es Palmetshofers Titel so schön pointiert, eben „die...