„Aber Jakob ist immer quer über die Gleise gegangen.“ (Uwe Johnson, Mutmaßungen über Jakob)
Prof. Dr. Hans-Jochen Irmer (2. Mai 1935 – 4. Dezember 2022) war Lehrer. Die Nachricht seines Todes machte die Runde unter den Schülern. In wenigen Jahren, ich studierte von 1991 bis 1995 Regie an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“, vermittelte er Grundlagen. Nicht nur in seinen Vorlesungen „Dramaturgie“, „Geschichte der Regie“, „Richard Wagners musikdramatisches Werk“, sondern durch sein Vorbild der Übergangszeit. Die DDR war friedlich abgeschafft und wir mussten eine neue Straßenverkehrsordnung erlernen. Irmer las mit uns Lessing, Hegel, Brecht. Nach der Kindheit im Krieg besuchte er die Dresdner Kreuzschule und studierte in Leipzig bei Hans Mayer und Ernst Bloch. Dort begegnete er dem ein Jahr älteren Uwe Johnson im Lesesaal.
Nach einer Dissertation über Frank Wedekind leitete er in den Jahren 1971 bis 1977 das Dramaturgie-Team der Intendanz von Ruth Berghaus am Berliner Ensemble. Dort setzte er sich für die Programmlinie früher Brecht („Im Dickicht der Städte“) und Wedekind ein („Frühlings Erwachen“, Regie: Einar Schleef und B.K. Tragelehn, 1974). Bereits 1972 erschien die Materialsammlung „Brecht und das musikalische Theater“. Für Joachim Herz betreute er als Dramaturg die Erstaufführung der vollständigen „Lulu“ von...