Man habe eine Art „feministische Männerbrigade“ gebildet, erzählt Jürgen Kuttner. Bei „Feminista, Baby!“ am Deutschen Theater in Berlin hat Kuttner gemeinsam mit Tom Kühnel Regie geführt, der Abend folgt dem SCUM-Manifest von Valerie Solanas aus dem Jahre 1968. SCUM heißt zunächst Society for Cutting Up Men. Wie jedes Manifest der Moderne spart Solanas im Ausdruck nicht an Drastik und Deutlichkeit, sodass durchaus von der Vernichtung des männlichen Geschlechts die Rede ist. Die Welt der Männlichkeit soll überwunden werden – nicht nur ein wenig eingehegt. Solanas’ Schmähschrift ist keineswegs nur gegen die Männer als solche gerichtet, sondern gegen die Auswirkungen patriarchaler Herrschaftsformen. SCUM bezeichnet aber auch „dominante, sichere, selbstbewusste, fiese, gewalttätige, eigensüchtige, unabhängige, stolze, abenteuerlustige, stürmende und drängende, arrogante Frauen“ – im Gegensatz zu „den netten, passiven, entgegenkommenden, ‚kultivierten‘, höflichen, bescheidenen, unterwürfigen, abhängigen, verschreckten, bewusstlosen, unsicheren, Anerkennung suchenden Daddy-Töchterchen“. Das SCUM-Manifest ist ein wütender, ein radikaler, ein komischer, ein kluger Text, auf der Bühne entfaltet er seine Wirkung. Dass Kuttner und Kühnel darauf verzichten, den Text zu erklären oder mit der oft skandalisierten Biografie Solanas’ – von familiärem Missbrauch bis zum Attentat auf Andy Warhol – zu illustrieren, erweist sich als klügste Entscheidung des Abends. Neben dem Solanas-Text werden noch ein...