Bericht
Weintrauben und andere Früchte
Das Athens Epidaurus Festival zeigt im Showcase grape Inszenierungen griechischer Künstler:innen
Assoziationen: Regie Europa Katerina Evangelatos
Erschienen am 6.8.2024
In einem weißgekachelten Raum, eingerichtet wie ein Badezimmer mit Dusche, Toilette, Waschmaschine und Waschbecken, öffnet sich der Duschvorhang und ein junger Mann tritt nackt aus der funktionsfähigen Dusche auf die Bühne. Er trocknet sich ab, zieht sich schwarze, schlichte Kleidung an. Es läuft eine albanische Radiosendung, wie aus einer anderen Zeit.
Mario Banushi, selbst auch Regisseur des Stücks „Taverna Miresia. Mario Bella Anastasia“, macht sich fertig für die Beerdigung seines Vaters, dessen Grab sich im Zimmer auftut. Symbolisiert wird jener durch einen leeren Stuhl, auf den ein grauer Anzug gehängt werden wird. In der nächsten Stunde nimmt das Publikum an einem hochgradig persönlichen Prozess teil, der die Folgen des Verlustes und der Abwesenheit des Vaters für die Familie zeigen. Die weiblichen Personen aus der Familie (sie werden von Schauspielerinnen gespielt), Mutter, Großmutter und die beiden Schwestern, trauern nacheinander in visuell starken Bildern. Wie die anderen beiden Inszenierungen der Trilogie von Mario Banushi, gerade einmal Mitte Zwanzig, kommt auch diese Inszenierung ohne eigentlichen Text aus. Die Mutter singt klagend, die Schwestern tanzen, beschmieren sich mit Erde, die eine versucht, die andere zu füttern – körperliche Vorgänge, die sich ums Nähren konstellieren – Taverna Miresia war der Name des Restaurants von Banushis...
Erschienen am 6.8.2024