Wie kann man sich künstlerisch mit der unfassbaren Gewalt auseinandersetzen, zu der Menschen fähig sind? Wie kann man vermeiden, eine der größten Tragödien der Menschheitsgeschichte auf redundante Bilder zu reduzieren? Wie kann man etwas, das der Hölle so nah ist, mit poetischen Mitteln angehen? Wie soll man den Realismus eines aus der Erde geborgenen Augenzeugenberichts aus dem Zentrum der Krematorien in Objekttheater übersetzen?
Angesichts dieser schwierigen und empfindlichen Fragen erschien der Gebrauch von Lehm wie eine Befreiung. Der Lehm und seine weltlichen Symboliken antworteten auf eine ganze Reihe unserer dramaturgischen und philosophischen Zweifel. In vielen Gründungsmythen ist der Mensch aus Erde geschaffen. In der hebräischen Mystik ist der von Menschen erschaffene Golem ein Lehmgeschöpf, das Seele und Sprache entbehrt. Die Manipulation des Lehms verlangt vollen Körpereinsatz. Und schließlich wurden die Manuskripte von Zalmen Gradowski unter der Erde von Auschwitz gefunden.
Aus all diesen Gründen erschien der Lehm wie eine Selbstverständlichkeit.
Daraus ergaben sich nun neue Fragen für uns: Wie gelingt es, mit einem einfachen Stück Erde die Empathie der Zuschauer*in zu wecken? Wird sie/er sich in dieses Material hineinversetzen? Wie kann man dagegen eine Verdinglichung der Erde erreichen? Wie wird der Lehm auf die unangemessene und dauernde Manipulation im Objekttheater...