Magazin
True Sam
Zum Tod des großen US-amerikanischen Dramatikers, Schauspielers und Musikers Sam Shepard
von Thomas Irmer
Erschienen in: Theater der Zeit: Sie sind zurück – Vegard Vinge und Ida Müller im Nationaltheater Reinickendorf (09/2017)
Der erste Dramatiker der Rockgeneration war in den letzten Jahren seines Lebens auch ein ehrwürdiger Hollywoodstar, dem es gelang, mit dem nie ganz verblichenen Rebellen- und Außenseiterimage sogar militärische Autoritäten zu verkörpern, wie den General Garrison in Ridley Scotts Somalia-Albtraum „Black Hawk Down“. Der 22-jährige Shepard war seinerzeit dem Kriegsdienst in Vietnam mit einer raffinierten und zugleich waghalsigen Behauptung entkommen – er wäre heroinabhängig.
Eine andere exzellente Rolle der späten Filmkarriere war die des trunksüchtigen und leer geschriebenen Dichters Beverly Weston in der Verfilmung von Tracy Letts’ Erfolgsstück „August: Osage County“. Im Grunde besteht hier beim deutschen Publikum die Gefahr, dass neben dem Schauspieler in anspruchsvollen Filmen die Erinnerung an Sam Shepard als einen der wichtigsten amerikanischen Dramatiker des 20. Jahrhunderts verblasst. Tatsächlich ist es auch schon eine Weile her, dass seine Stücke auf deutschen Bühnen Aufsehen erregten. Zuallererst „Fool for Love“ (DSE 1986 am Theater Erlangen), eine in den amerikanischen Westen versetzte Inzesttragödie von beinahe griechischem Format, die auch die alten Cowboy-Mythen in neuen Zusammenhängen zeigt – letztlich Shepards dramaturgische Spezialität. Die Verbindung von prekären Familienverhältnissen mit den schwindenden Mythen der amerikanischen Zivilisation prägte auch den gemeinsam mit Kit Carson für Wim Wenders geschriebenen Film „Paris, Texas“, der 1984...