Am Schweriner Theater war Kunst eine Republikflucht: in die Welt. Fünfzehn Jahre lang, von 1974 an, hat Intendant und Regisseur Christoph Schroth im Norden des Ostens auf eine besondere Weise Theater gezaubert, gearbeitet, gewuchtet. Der „Faust“ etwa. Goethe als freches Gleichnis, als ein böser wie belebender Blick auf die brüchige, also bearbeitbare Gegenwart. Schroths Theater erteilte allen Zeitungsausrufezeichen ein Hausverbot. Das Publikum strömte und drängte. Die scheinbare Provinz als Zentrum. Schroth betrieb Volkstheater. Ohne Ruch des Herabkömmlichen. Aber auch ohne jene Verklärung der Köchin zur Staatenlenkerin.
Im Mai 1937 in Dresden geboren, studierte Schroth Journalistik, entrann aber ahnend dem zukünftigen Beruf: Er wurde Assistent am Gorki-Theater, ging 1966 nach Halle, wo die berühmte Inszenierung „Zeitgenossen“ (von Stolper/Gabrilowitsch/Raisman) entstand, mit Kurt Böwe und Martin Trettau. Ein Bühnen-Bestseller ganz aus Glut für die sozialistische Arbeitsethik. Halle damals: das in der DDR weltberühmte Zeitgenossen-Theater. Ursula Werner, Gerd Grasse, Wolfgang Winkler, Jürgen Reuter, Marie Anne Fliegel, Roman Silberstein. Sie trugen gern Lederjacke: der stämmige Böwe, der klug lenkende Schönemann, der literarische Dramaturg Stolper, der drängend-kämpferische Schroth. Sie gehörten zusammen, und Gerhard Wolfram war ein fühlsamer Intendant. Aber just Schroth steht für den Riss.
Es dauert nämlich nicht lange, da ist er arg bedient von...
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