Theater der Zeit

Magazin

Entdeckungen, Ermutigungen

Dem Regisseur und langjährigen Intendanten Christoph Schroth zum 85. Geburtstag

von Hans-Dieter Schütt

Erschienen in: Theater der Zeit: Was soll das Theater jetzt tun? – Eine Umfrage (05/2022)

Assoziationen: Brandenburg Akteure Staatstheater Cottbus Maxim Gorki Theater Mecklenburgisches Staatstheater Schwerin

Christoph Schroth
Christoph SchrothFoto: Marlies Kross

Am Schweriner Theater war Kunst eine Re­publikflucht: in die Welt. Fünfzehn Jahre lang, von 1974 an, hat Intendant und Regisseur Christoph Schroth im Norden des Ostens auf eine besondere Weise Theater gezaubert, ­gearbeitet, gewuchtet. Der „Faust“ etwa. Goethe als freches Gleichnis, als ein böser wie belebender Blick auf die brüchige, also bearbeitbare Gegenwart. Schroths Theater erteilte allen Zeitungsausrufe­zeichen ein Hausverbot. Das Publikum strömte und drängte. Die scheinbare Provinz als Zentrum. Schroth betrieb Volkstheater. Ohne Ruch des ­Herabkömmlichen. Aber auch ohne jene Verklärung der Köchin zur Staatenlenkerin.

Im Mai 1937 in Dresden geboren, studierte Schroth Journalistik, entrann aber ahnend dem zukünf­tigen Beruf: Er wurde Assistent am Gorki-Theater, ging 1966 nach ­Halle, wo die ­berühmte Inszenierung „Zeitgenossen“ (von Stol­per/Gabrilowitsch/Raisman) entstand, mit Kurt Böwe und Martin Trettau. Ein Bühnen-Best­seller ganz aus Glut für die sozialistische Arbeitsethik. Halle damals: das in der DDR weltberühmte Zeitgenossen-Theater. Ursula Werner, Gerd Grasse, Wolfgang Winkler, Jürgen Reuter, Marie Anne Fliegel, Roman Silberstein. Sie trugen gern Lederjacke: der stämmige Böwe, der klug lenkende Schönemann, der literarische Dramaturg Stolper, der drängend-kämpferische Schroth. Sie gehörten zusammen, und Gerhard Wolfram war ein fühlsamer Intendant. Aber just Schroth steht für den Riss.

Es dauert nämlich nicht lange, da ist er arg bedient von...

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