Editorial
Editorial
von Thomas Irmer
Erschienen in: Theater der Zeit: Puppen- und Figurentheater (06/2024)
Assoziationen: Residenztheater
Das ist eine sogar theatertheoretische Überraschung, die der Venedig-Biennale-Künstler Ersan Mondtag im Gespräch mit dem Dramaturgen Ludwig Haugk in den Ring wirft: die Errichtung der vierten Wand in der Bildenden Kunst. Mondtag bespielt den deutschen Pavillon in Erinnerung an seinen Großvater, der als türkischer Arbeitsmigrant nach Deutschland kam, unter dem Titel „Monument eines unbekannten Menschen“ mit Performances, in denen der kraftvolle Volksbühnen-Schauspieler Frank Büttner im Zentrum steht und viele verblüfft. Alles dazu im Kunstinsert dieser TdZ-Ausgabe.
Der Schwerpunkt Puppen- und Figurentheater geht von den vielfältigen Beobachtungen der Redaktion im Feld des Schauspieltheaters aus, wo Puppenspieler:innen bedeutende Partner sind oder gleich die große Bühne übernehmen. Ein Trend, der vor 25 Jahren schon einmal herausragende künstlerische Produktionen hervorbrachte, als die Regisseure Tom Kühnel und Robert Schuster zusammen mit Suse Wächter und ihren Puppen kanonische Stücke wie Goethes „Faust“ neu sehen ließen. So etwas sollte schon in der Ausbildung als „Bandenbildung“ angestiftet werden, meint Jörg Lehmann von der Berliner Ernst-Busch-Schule, und TdZ-Redakteurin Elisabeth Maier beschreibt, wie der Studiengang Figurentheater an der Stuttgarter Hochschule für Musik und Darstellende Kunst angelegt ist. Es gibt da noch viel zu entdecken – und vor allem auch viel auf die Bühnen zu bringen.
Suzie Millers „Prima Facie“ ist...