Auf dem zentralen Platz im flämischen Gent, dem Sint-Baafsplein, blickt man, den hochaufragenden Stadtturm mit dem Drachen auf der Spitze und der sich daran anschließenden Tuchhalle im Rücken, auf die Sint-Baafskathedraal. In dieser prächtigen Kirche, ein sich gen Himmel reckender gotischer Bau mit barockem Chor und einer verspielten Rokoko-Kanzel, befindet sich der Genter Altar, geschaffen von den Gebrüdern van Eyck, vollendet im Jahre 1432. Im Mittelteil des Flügelaltars sieht man ein Lamm, auf einem Altar stehend, das Symbol des Opfers des Gottessohns, das Gläubige aus allen Himmelsrichtungen anzieht.
Rechts und links sind auf dunklem Grund und unbekleidet Adam und Eva zu sehen. Der Realismus der Darstellung verweist auf eine Säkularisierung des Heilsgeschehens, eine Ansicht, die das aufgeklärte und wohlhabende Handelsbürgertum der Stadt zu befördern gedachte. Gent war im Mittelalter eine der größten und reichsten Städte Europas. Das durch Wollhandel reich gewordene Bürgertum lehnte sich einst gegen den Adel Flanderns auf und suchte Anschluss an Frankreich, weswegen man noch heute in den höheren Kreisen der Stadt bevorzugt Französisch statt Niederländisch spricht. Später war Gent ein Zentrum der Industrialisierung und der Arbeiterbewegung, während es heute vor allem Wissenschaft und Künste beheimatet, über 70 000 Studenten sind an der Universität eingeschrieben. In Sachen...