Lasst uns irgendwo anfangen“, steht als Übertitel über der leeren Bühne. „Da liegt ein toter Elefant auf der Seitenbühne.“ Und dann: „Da ist ein großes, fettes Loch im System.“
In Ivo Dimchevs Produktion „Operville“ rauschen die Übertitel nur so vorbei. Einer nach dem anderen, jeder von der Tiefe und Offenheit, dass er einen ganzen Theaterabend überschreiben könnte. Doch ergibt sich insgesamt auch ein zusammenhängender, ein geständnisartiger Monolog, der die Szene lautlos kommentiert. Dimchev selbst sagt, dass die Übertitelung eigentlich völlig irrelevant für das Bühnengeschehen sei – oder aber essenziell, je nach Sichtweise: „Ich interessiere mich für meine Liebhaber. Das ist politisch genug.“ Dem postkommunistischen bulgarischen Theater wurde lange Zeit vorgeworfen, nur das Schöne, das Erhabene und die Unterhaltung auf die Bühne zu holen und nicht das Alltägliche, das allzu deprimierend war. Und plötzlich steht da über Ivo Dimchevs Opernperformance: „Ich bin bereit, lebend zu brennen.“ Lebend zu brennen, das ist so viel mehr als nur deprimierend.
In der bulgarischen Hafenstadt Varna erinnert an Plamen Goranov, der sich im Februar 2013, 36-jährig, aus Protest gegen den Altbürgermeister selbst anzündete und an den Folgen verstarb, noch immer ein kleiner Steinhaufen, der stumm vor den Treppen zum Rathaus liegt. Goranov verlangte mit diesem...