Ein bisschen wundern durfte sich das Publikum schon über dieses Mahagonny-Festival, das Generalintendant Michael Börgerding und seine Crew quasi als Nachspiel zu Benedikt von Peters Inszenierung „Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny“ angelegt hatten. Für diese spektakuläre Inszenierung hatte von Peter vorigen Herbst Bertolt Brechts Traumstadt in Bremens Theater am Goetheplatz verlegt (TdZ 12/2012). Dort wurde der Besucher, ob er wollte oder nicht, Teil des üblen Treibens: ein Bewohner oder zumindest Besucher Mahagonnys. Das Stück spielte schier überall im Haus. Kameraleute filmten permanent Darsteller, Musiker und Zuschauer und zeigten uns an diversen Leinwänden, was gerade andernorts im Theater geschah. Verpassen konnte man auf diese Weise nichts, verstecken konnte man sich aber leider auch nicht. Irgendwie passend zur aktuellen Debatte über Überwachungsstaaten und mangelnden Datenschutz.
Was aber sollte nach dieser Inszenierung noch folgen, wie kann die Fortsetzung Brecht’scher Endzeitbilder aussehen? Regisseur Christopher Roth zeigt es uns in Form eines Parcours durch das Goethe-Theater: „Mahagonny ist überall und Chefsessel schon ab 59 Neuro“. Wir bewegen uns gewissermaßen auf den Spuren der verkommenen und doch irgendwie präsenten Stadt Mahagonny. Als unentbehrlich erweisen sich sofort all die „Neuros“, mit denen uns das Theater gleich zu Beginn des Rundgangs ausstattet, immerhin über 1000. Nichts ist...