Turbulenzzonen
Fünf Anmerkungen zum sogenannten „afrikanischen“ Theater
von Habib Dembélé
Erschienen in: Recherchen 77: Theater südlich der Sahara – Theatre in Sub-Saharan Africa (06/2010)
I. Nach einer unserer Aufführungen in Mailand wurde Peter Brook gefragt, warum er so oft mit afrikanischen Schauspielern arbeite. Er erwiderte darauf: „Ich arbeite mit Schauspielern.“
Seine Antwort hat mir so gut gefallen, dass ich sie zitiere, wann immer sich mir die Gelegenheit dazu bietet. An Begriffen wie „afrikanischer Regisseur“, „afrikanisches Theater“, „afrikanischer Schauspieler“ etc. nehme ich Anstoß. In dieser Welt, die den Anspruch erhebt, neu zu sein, wird der Zusatz „afrikanisch“ vielerorts als folkloristisch, mithin lächerlich, bar jeder Feinheit, bar jeder Intelligenz wahrgenommen – als schlichtweg barbarisch, und was sich sonst noch alles in dieser Richtung anführen ließe.
Ein sogenannter afrikanischer Regisseur ist somit fast immer – ob bewusst oder unbewusst – in seiner unverkennbaren „Afrikanität“ gefangen, das heißt, er wird auf das Ghettosystem reduziert, er wird zum Stereotyp, er ist ein großes Kind, dem man etwas hundert Mal erklären muss, bevor man überhaupt darauf hoffen darf, dass er das neue Weltsystem auch nur ansatzweise versteht. Bedauerlicherweise sind komplexbeladene Künstler und Kunstschaffende aus dem afrikanischen Teil der Welt häufig sehr gut darin, sich diesem Denken entsprechend zu verhalten.
II. 1997 bot sich mir die Gelegenheit, an einer Podiumsdiskussion über das afrikanische Kino teilzunehmen, die von einer bedeutenden Institution des...