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Kunst: Eine Art, den Regen zu beschreiben
Erschienen in: Theater der Zeit: Robert Wilson: Göttliche Monster (03/2014)
Als Susan Philipsz vor ein paar Jahren als erste Klangkünstlerin den renommierten Turner-Preis erhielt, raunte man noch, das sei keine bildende Kunst. Was die Künstlerin mache, sei Musik. Das ist so verkehrt wie wahr, aber voll und ganz unerheblich, wenn wir ihren Arbeiten begegnen. Damals ließ sie unter Brücken melancholischrätselhafte Balladen erklingen und transponierte sie in eine Galerie von Tate Britain, zuvor sang sie im Supermarkt durch ein Mikrofon und installierte ihre Klangkunstwerke in unmittelbarer Nähe der Bank of London und im Guggenheim Museum in New York. Nichts war dann mehr so, wie es zu sein schien, der Sound ihrer Stimme verrückte die Raumwahrnehmung der Architektur und baute seine eigenen Bilder. Susan Philipsz hat Bildhauerei in Belfast studiert. Von Hause aus versteht sie es, mit Dreidimensionalität umzugehen. Auch die raumbildende und psychische Wirkungskraft von Musik weiß sie einzusetzen. Ein Klang könne tiefe Emotionen hervorrufen, erläutert sie ihre Arbeitsweise, schon ein feines Geräusch rufe längst verblasste Erinnerungen auf. Immer wieder sucht sie schmerzliche Gedankenbilder und Aufführungsräume, in denen sie Geschichte(n) anders erzählen kann. Unvergessen bleibt ihre Arbeit auf dem Kasseler Hauptbahnhof anlässlich der documenta 13, wo sie mit „Study for Strings“ dem Tschechen Pavel Haas, legendärer Orchestergründer von Theresienstadt, ein Memorial...