Wenn es an den Tagen zuvor stark geregnet hätte, würde das Wasser Benjamin Foerster-Baldenius jetzt bis über die Knie reichen. Und die offenen Holzbauten ringsum wären schwimmende Inseln in einer Wildwuchsvegetation aus Schilf, Gräsern und Sumpfdotterblumen. Das Areal – ein Regenwasserrückhaltebecken an der Berliner Lilienthalstraße, unweit des Columbiadamms und des ehemaligen Flughafens Tempelhof – ist geschaffen worden, um die Gegend vor Überschwemmung zu schützen. Die versiegelten Betonflächen des riesigen Flughafengeländes produzieren im Schlechtwetterfall ein enormes Wasseraufkommen, die Kanalisation wäre damit überfordert. Deswegen gibt es diesen Ort, der versteckt neben einer Schrebergartenkolonie liegt, von der Straße aus gar nicht zu sehen, im öffentlichen Bewusstsein kaum verankert. Früher soll hier mal eine hölzerne Radrennbahn gestanden haben. Aber die brannte ab.
Seit 2018 beheimatet das Regenbecken die „Floating University“, für die das Kollektiv raumlaborberlin gerade den Goldenen Löwen der Architekturbiennale Venedig gewonnen hat. Durchaus eine Überraschung, auch für die Geehrten selbst: „Normalerweise bekommen bauende Architekten Preise für ihre Gebäude“, so Mitgründer Foerster-Baldenius. Raumlabor stehen aber nicht für schauprächtige Glasfassaden und Überwältigungsformen, sondern für eine experimentelle urbane Praxis, die Fragen nach dem Miteinander der Stadtgesellschaft stellt – und ihre konkreten Andockmöglichkeiten immer wieder im Bereich der Performance findet.
Auf dem 20 Zentimeter dicken Asphaltboden...