Auftritt
Mainfrankentheater Würzburg: Julia und Romeo
„Romeo und Julia“ von William Shakespeare – Regie Ronny Jakubaschk, Bühnen-, Kostümbild und Video „Die Ausstattung“ (Denise Schneider, Cornelius Reitmayr)
Assoziationen: Theaterkritiken Bayern Ronny Jakubaschk Mainfranken Theater Würzburg
Erschienen am 24.9.2025
Ja, eigentlich müsste die neue Würzburger Shakespeare-Produktion „Julia und Romeo“ heißen. Denn Ronny Jakubaschk hat in seiner Inszenierung der berühmtesten Liebesgeschichte der Welt für das Mainfranken Theater einen entscheidenden Kunstgriff angewendet: Er vertauscht die Texte der Titelfiguren. Und damit auch deren Familiennamen: Julia ist eine Montague, Romeo ein Capulet.
Kurioserweise fällt das im schnellen, schrillen, bunten und gelegentlich auch lauten Strudel der Ereignisse erst gar nicht auf. Hat man es aber erstmal begriffen, dreht sich das Stück sozusagen um 180 Grad.
Hier ist es also Romeo, der, eingesperrt auf seinem berühmten Balkon, nicht viel mehr tun kann, als abzuwarten, wie sich die Dinge entwickeln. Und hier ist es Julia, die mit der ganzen Unverschämtheit der Jugend diese Dinge in die Hand nimmt.
Das führt – natürlich – zu einem interessanten Perspektivwechsel, und nicht wenige Zuschauerinnen und Zuschauer im ausverkauften Kleinen Haus dürften sich am Premierenabend dabei ertappt haben, diesen Romeo als Weichei abzutun und diese Julia als hyperaktiv. Es ist eben scheinbar immer noch – über 400 Jahre später – ein Unterschied, ob ein Mann etwas tut, oder eine Frau.
Der Haken: Der Rollentausch entlarvt zwar verstaubte Erwartungshaltungen, hat aber eine Nebenwirkung, die den ersten Eindruck dann eben doch bestätigt....
Erschienen am 24.9.2025
