Montréal ist ein komplizierter Ort. Eine offiziell zweisprachige Stadt, gleichermaßen geprägt durch Immigration und den Québecer Kampf um eine eigene Identität, die unrechtmäßig auf dem Land der indigenen Nationen der Mohawk und der Anishinaabeg erbaut wurde. Immer mehr Bürger:innen erinnern daran, indem sie stattdessen den präkolonialen Namen „Tiohtià:ke“ verwenden. Mitten in dieser komplexen Gemengelage befindet sich der Black Theatre Workshop, die älteste Schwarze englischsprachige Theaterkompanie Kanadas. Der Black Theatre Workshop exisitiert doppelt minoritär in einer weißen, französischsprachigen Provinz, die sich wiederum in einem überwiegend weißen aber englischsprachigen Land in der Minderheit befindet.
In Québec Schwarz und englischsprachig zu sein, bedeutet neben Unsichtbarkeit auch Isolation. In Kanada Schwarz zu sein, bedeutete lange Zeit, sich besser nicht bemerkbar zu machen. Sich in aller Stille um seine Bedürfnisse zu kümmern, ohne jemals irgendwelche Forderungen zu erheben. Wie überall auf der Welt brachten auch in Québec die 1960er Jahre bedeutende Veränderungen mit sich, die dort eine révolution tranquille, eine „ruhige Revolution“ auslösten. Die Provinz wurde französischsprachig und weltoffen, doch die englischsprachigen Schwarzen in der Stadt waren noch stärker marginalisiert als zuvor schon. Diese Gemeinschaft, die schlichtweg als „Hausmeister“ der Gesellschaft fungierte, wurde in allen Bereichen diskriminiert, sogar an den Universitäten. In dieser Atmosphäre kam...