Frau Blonzen, Herr Hausmann, für die deutsche Theateröffentlichkeit ist die Diskussion über Blackfacing und strukturellen Rassismus relativ neu. Wann haben Sie Erfahrungen damit gemacht?
Elizabeth Blonzen: Ich war in Wuppertal gerade Ensemblemitglied geworden, Mitte der neunziger Jahre, und in der ersten Woche kam ich in die Kantine – und die war voll mit schwarz geschminkten Statisten. Ich kam mir vor wie in der Leprahöhle in „Der Tiger von Eschnapur“. Es stellte sich heraus, dass sie „Herrenhaus“ von Thomas Wolfe probten, ein Südstaatendrama mit vielen Sklaven. Der Sklave, der ein Lied singen sollte und fast keinen Text hatte, wurde mit einem schwarzen Kollegen besetzt, während der Hausangestellte, der eine größere Rolle mit viel Text hatte, von einem weißen Kollegen gespielt wurde, der schwarz geschminkt war.
Wurde Ihnen schon mal nahelegt, sich selbst anzumalen?
Blonzen: Ich habe oft schwarze Afrikanerinnen gespielt, was eigentlich heißt: Bewohnerinnen verschiedener Nationen. Man spielt ja auch keine Europäerin, sondern eine Griechin oder Französin. Schwarz ist für die aber immer einfach Afrikanerin. Ich musste mich nie schwärzer schminken. Ich verurteile Blackfacing dennoch. Ich finde es nicht schlimm, wenn Leute sich schwarz, weiß, gelb, rot, grün anmalen, aber was beim Blackfacing zusätzlich an schauspielerischen Mitteln verwendet wird, sagt mir,...