Es beginnt mit einem feuerroten Drachenrachen voll spitzer Zähne. Rauchschwaden steigen aus ihm auf, und pralle Plastiksäcke in Menschengröße werden in ihn hineingeworfen. Dann schließt sich der Bühnenrand mit der oberen Zahnreihe – der Schlund hat seine Opfer verschlungen.
Im Grunde ist alles ganz einfach aus Holz, Licht und Kunstnebel gemacht, den üblichen Theaterzutaten. Aber es hat die Wirkung von einem special effect für den Anfang von „Drache“, dem immer noch berühmten Stück von Jewgeni Schwarz, das als wirkungsvolle Diktaturparabel in die Theatergeschichte eingegangen ist. Vor allem in die der DDR, wo „Der Drache“ von 1965 bis 1980 am Deutschen Theater in Berlin in der Inszenierung von Benno Besson einige hundert Mal aufgeführt wurde und es mit Gastspielen auf insgesamt fünfhundertachtzig Aufführungen brachte.
Aber um eine Legendenbeschwörung geht es mit diesem Auftakt nicht. Mareike Mikat, geboren 1978 in Frankfurt/Oder, hat die „Märchenkomödie“, wie es vom Autor im Untertitel heißt, so frisch erschlossen, als wäre es für unsere Zeit gerade geschrieben worden. Mit manchmal verblüffend verstörenden Assoziationen.
Die Befreiung von der Drachenherrschaft, die das Volk schon so lange erträgt, dass es den Herrscher für seinen Beschützer hält, ist da nur der Anfang einer Untersuchung, wie sich Menschen im Wandel der Macht...
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