Renate Klett, Sie blicken auf eine lange Karriere als Dramaturgin, Festivalleiterin und Theaterkritikerin zurück und kennen somit den Theaterbetrieb in- und auswendig. Berühmt wurden Sie 1980, als Sie im Kölner Stollwerk, einer Nebenspielstätte des dortigen Schauspiels, das 1. Internationale Frauentheaterfestival veranstalteten – welches sogleich einen veritablen Skandal auslöste. Sie wurden vor den Stadtrat zitiert, weil Sie an drei von neun Tagen nur Frauen im Publikum zulassen wollten. Durchaus ein Angriff auf die damalige männlich dominierte Welt. Auch heute stehen ungleiche Machtverhältnisse wieder öffentlich zur Diskussion. Bedarf es solch radikaler Setzungen, um alte Strukturen zu verändern?
Männer im Publikum auszuschließen war tatsächlich keine Forderung von mir, sondern von drei Gruppen, die ich einladen wollte. In der damaligen Frauenbewegung waren derartige Setzungen absolut üblich. Eine weitverbreitete Ideologie. Ich fand das nie so richtig gut, weil ich immer dachte, so viele Männer werden da eh nicht kommen. Die können also keinen Schaden anrichten beziehungsweise wenn sie kommen, können sie noch was lernen. Da ich die Gruppen aber unbedingt dabeihaben wollte, setzte ich drei männerfreie Tage an.
Und der Skandal nahm seinen Lauf.
Ja, es gab einen riesigen Wirbel. Der damalige Kulturdezernent Peter Nestler zog seinen versprochenen Zuschuss sofort zurück. Er könne als kommunaler...