Die 1980er Jahre
Indonesien unter dem Suharto-Regime
von Joachim Fiebach
Erschienen in: Welt Theater Geschichte – Eine Kulturgeschichte des Theatralen (05/2015)
Seit dem 19. Jahrhundert eng am konventionellen Schauspieltheater Europas ausgerichtet, begann sich Indonesiens von der Bildungselite getragenes modernes Theater in den 1970er Jahren betont der eigenen tradierten Kultur zuzuwenden und Elemente jahrhundertealter lokaler Formen in die vom Westen übernommene linear-narrative Struktur ihrer Stücke zu integrieren. Anstoß war nicht der neue Trend interkultureller Poduktionen im Westen. Es ging in erster Linie um die kritische Verhandlung aktueller gesellschaftlicher Prozesse in dem autoritär rechtsgerichteten Suharto-Regime, das mit dem blutigen Umsturz 1965 an die Macht gekommen war. Herausragend war das 1975 enstandene Stück KISAH PERJUANGAN SUKU NAGA (THE STRUGGLE OF THE NAGA TRIBE) von W. S. Rendra, dem wohl bedeutendsten indonesischen Dramatiker seiner Zeit. Seit 1967 hatte er große europäische Texte wie HAMLET, Sophokles’ ÖDIPUS und Brechts DER KAUKASISCHE KREIDEKREIS ins Javanische adaptiert und mit Kostümen und Musik Javas inszeniert.260 1975 betonte er in einer Rede, die neu-javanische Kultur sei zu bürokratisch, sie habe den Kontakt mit dem Volk verloren. Eine neue Kultur müsse die Überbleibsel der Kultur der Kolonialisten ersetzen. „It must give the greatest priority to people’s justice. This without forgetting the religious base that has been...