Neun Gestalten in Burkas drehen sich sehr langsam zum Publikum um. Blasse, ernste Gesichter lugen aus dem Einheitsschwarz: eine Wand aus Fremdheit! Mit diesem Bild beginnt Brit Bartkowiaks Inszenierung von „In meinem Alter rauche ich immer noch heimlich“. Davon ausgehend fächert sie wirkungsvoll die Individualitäten auf, die die algerische Autorin und Schauspielerin Rayhana den neun Frauen in ihrem 2010 in Paris uraufgeführten Stück mitgegeben hat. Ihr Blick hinter die Schleier torpediert sowohl die westliche Vorstellung von der islamischen Frau wie auch das Selbstverständnis vieler islamischer Männer. Als barttragende Ehrenmörder kommen sie vor, als sabbernde Kinderschänder und Paschas – es gibt in dem Stück aber auch einen Mann, der elf Jahre lang nur mit Blicken um seine Geliebte warb und von dem diese nicht lassen kann. Nicht nur in sexueller Hinsicht.
Es geht viel und direkt um Sex – und eigentlich nur um Männer. Das pointen- und temporeiche Stück erinnert an die US-amerikanische Serie „Sex and the City“ – aber ohne Antibabypille und das Recht auf Selbstentfaltung. Der Fundamentalismus, zeigt uns Rayhana, kommt aus Europa in die „sicheren Herkunftsländer“ des Maghreb zurück, wie der Bruder der schwangeren Myriam, deren Leben in dieser Neun-Frauen-Komödie auf dem Spiel steht.
Rayhana selbst floh vor...