„Onkel Wanja“ ist wohl eine der bittersten Tragikomödien, die Anton Tschechow geschrieben hat. Auf dem bei ihm üblichen russischen Landgut ist die gewohnt frustrierte Gesellschaft versammelt, die einander nichts mehr zu sagen hat und doch in einer Mischung von Selbstmitleid, Larmoyanz, Verachtung und Selbsthass andauernd quasselt. Hier wird den mitleidenswert Gequälten sogar die Katharsis der Tragödie verweigert. Die Schüsse, die der durch und durch gedemütigte Gutsverwalter Wanja auf den selbstgerechten und verhassten Kunstprofessor abgibt, gehen daneben. Und das hoffnungslose Jammertal bleibt, was es ist.
Regisseur und Schauspiel-Co-Direktor Antú Romero Nunes versetzt diesen Plot am Theater Basel nun in die Schweizer Gegenwart. Dafür ließ er den Text neu dichten. Das ist an und für sich kein revolutionärer Akt, Regie-Shootingstar Simon Stone hat in der vorangegangenen Basler Theater-Ära mit seinen „Drei Schwestern“ bewiesen, dass eine auf die Gegenwart fokussierte Neudichtung wunderbar funktionieren kann. Doch Nunes führt mit dieser Bearbeitung nicht in eine ästhetisch abgehobene Kunstwelt, sondern direkt hinein in die Vorhölle der Agglomeration während des Pandemie-Lockdowns.
Aus dem russischen Landgut wird das Familienunternehmen Rent a Tent, das sich mit dem Verleih von Festzelten in den Außenbezirken einer nicht genannten Stadt kaum über Wasser halten kann. Der junge Basler Autor Lucien Haug hat...