Zweitausenddreiundzwanzig: Elfriede Jelinek
von Ute Nyssen
Erschienen in: Ist’s vorüber, lacht man drüber (11/2025)

ERST NACH DER BEENDIGUNG unseres Verlags habe ich vielfach über Bühnenwerke von Elfriede Jelinek geschrieben. Für dieses Buch hatte ich mit dem Gedanken gespielt, den einen oder anderen dieser Texte zu übernehmen, etwa »Zu den eisigen Höhen des Ruhms. Über den Vertrieb einiger Theaterstücke von Elfriede Jelinek« (2006) oder »Keinort« (2015), beide veröffentlicht in Sprache im technischen Zeitalter. Aber letztlich schien mir der Vortrag 2023 an der Universität Wien, der auf einem Gespräch mit Pia Janke zu Fragen nach dem Werdegang der Bühnenautorin Elfriede Jelinek basierte, doch am aktuellsten, zumal er dank Pia Jankes Fragenkatalog (der Jelinek-Kennerin par excellence) der handfesten Neugier des Publikums auf diese unsere berühmte Dramatikerin wohl am nächsten kommt.
Zu der Frage Pia Jankes nach der Zusammenarbeit mit Elfriede Jelinek und unseren verlegerischen Verdiensten für ihre Etablierung als Bühnenautorin platze ich mit einem kleinen Beispiel unserer, seinerzeit hätte man gesagt, antiautoritären Wühlarbeit ins Haus: wie wir es anstellten, ihr 1986 den Heinrich-Böll-Preis der Stadt Köln zu verpassen, ihren ersten großen deutschen Literaturpreis. Sie weiß bis heute nichts davon. Wir sprachen einfach zwei uns nah bekannte von den drei Jury-Mitgliedern direkt an. Reinhard Baumgart, höchst angesehener Literaturkritiker, befand sehr liebenswürdig, dass ein solcher Vorschlag von einem Verlag...