Magazin
Zerrissene Leben
Sibylle Berg wurde mit dem 65. Hörspielpreis der Kriegsblinden ausgezeichnet
von Thomas Irmer
Erschienen in: Theater der Zeit: Isabelle Huppert: Exklusiv im Gespräch (06/2016)
Assoziationen: Maxim Gorki Theater
Das viel gespielte Theaterstück „Die lächerliche Finsternis“ von Wolfram Lotz wurde Anfang letzten Jahres schließlich auch in dem Medium produziert, für das es ursprünglich einmal geschrieben wurde: Das Hörspiel von Leonhard Koppelmann (SWR 2) führt diese übereinandergeschichteten Fortschreibungen von Joseph Conrads „Herz der Finsternis“ und Francis Ford Coppolas Film „Apocalypse Now“ in einen surrealen Bundeswehreinsatz in den „Regenwäldern Afghanistans“. Wo die Theaterinszenierungen letztlich doch einen einheitlichen Spielansatz für Lotz’ Collage suchen – zwischen der Patrouillenfahrt im Krieg und dem vor dem Seegericht sich verteidigenden somalischen Fischer mit Piratendiplom –, können die einzelnen Geschichten als Hörspiel unverbundener, assoziationsschroff arrangiert werden. Koppelmann nimmt sich außerdem Zeit für jene rätselhafte Szene mit den Kindern in einer deutschen Idylle, die plötzlich auf Droge sind. Das macht das Hörstück noch herausfordernder als die gefeierte Burgtheater-Version in der Regie von Dušan David Parízek – und völlig zu Recht gelangte es ins Finale der letzten drei beim Wettbewerb um den Hörspielpreis der Kriegsblinden mit 22 Arbeiten aus Deutschland, Österreich und der Schweiz.
Eine andere Art von Welttheater im Kleinen stellt „The King is Gone – Des Bayernkönigs Revolutionstage“ (BR) dar. Ausgehend von historischen Fakten – am Ende des Ersten Weltkriegs wird der letzte bayerische König Ludwig III....