Auf der ersten Inszenierung von Lutz Seilers preisgekröntem und dazu auch viel diskutiertem Hiddensee-Roman – vier weitere werden allein in dieser Spielzeit noch folgen – lagen hohe Erwartungen. Wie könnte man das Buch mit den vielschichtigen Innenwelten des erzählenden Literaturstudenten Edgar Bendler überhaupt auf die Bühne bringen und für das Theater eine Form finden, in der die bislang poetischste Variante des sogenannten Genres Wenderoman nicht gleich durch die äußere Handlung gefangen genommen wird?
Dagmar Borrmann, vormals Chefdramaturgin in Leipzig und Wiesbaden, hat sich mit ihrer Bearbeitung gegen eine lineare Nacherzählung in Szenen entschieden und den Stoff nach ausgewählten Hauptmotiven sortiert. Das schärft zweifellos den Blick auf das Thema Freiheit oder Flucht für diese besondere Geschichte vom Ende der DDR und der mit ihr verschwindenden Gegenutopie, engt aber zwangsläufig den Zugriff auf den dafür doch viel komplexeren Stoff ein. Vor allem steht aber auf dem Spiel, wie viel von Seilers dichtem, mit literarischen Verweisen zu Georg Trakl, Uwe Johnson, Christa Wolf, Ulrich Plenzdorf und natürlich „Robinson Crusoe“ gesättigtem Stil bzw. seinen Entlehnungen aus der realen Welt der späten DDR wie dem singenden und ewig Party feiernden Feeling-B-Anführer Aljoscha Rompe verdeutlicht wird – oder eben einfach wegfällt. Da muss man von vornherein...