In der trostlosen Kantine des Theater Zittau saß 1973 abends im Winter ein einsamer Mann und wartete. Dann kam ein junger, kräftiger Schauspieler herein und setzte sich zu ihm. Der Mann teilte dem Schauspieler mit, dass er ihn nach dem eben Gesehenen nicht engagieren kann.
Ein paar Jahre später, nach zwei Vorsprechen in Magdeburg hatte der Meister den Schauspieler in sein Ensemble aufgenommen, waren sie Freunde am Theater in Magdeburg. Der einsame Mann war einer der besten ostdeutschen Regisseure, direkt, klug, klar, begabt, mit Kraft und Feingefühl. Er hieß Peter Sodann. Der Schauspieler war ich. Ich hatte meinen ersten großen Meister gefunden.
Die Wege gingen auseinander. Der Mann wurde ein richtiger Theaterpatron, später TV-Star. Der Schauspieler blieb Schauspieler. Nach Jahrzehnten – alles hatte sich geändert – trafen sie sich wieder, deutlich älter geworden. Der Mann war nachdenklich, eher freundlich, ein bisschen durcheinander.
Es war noch immer Peter Sodann, einer der eindrücklichsten Menschen, die das deutsche Theater der Gegenwart hervorgebracht hat. Da er Peter Sodann war, konnte er Galilei sein und Striese. Das war kein Widerspruch, das war die gleiche starke Person. Nun ist mein lieber Peter gestorben. Ich bin stolz, ihn gut gekannt zu haben. Und ich hoffe, er war...