Gespräch
Förderung hilft nicht, eine künstlerische Entwicklung hervorzubringen
Holger Bergmann im Gespräch mit Alexandra Henn
von Holger Bergmann und Alexandra Henn
Erschienen in: Arbeitsbuch 2022: Circus in flux – Zeitgenössischer Zirkus (07/2022)

Herr Bergmann, Sie haben am Anfang der Pandemie ein Förderprogramm speziell für Zeitgenössischen Zirkus im Fonds Darstellende Künste aufgebaut, was in Deutschland zum ersten Mal auf Bundesebene passierte. Warum haben Sie diese Notwendigkeit gesehen?
Mit Neustart Kultur haben wir in Kooperation mit der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien viele Bereiche in den Freien Darstellenden Künsten gefördert, die sehr akut von Einnahmeausfällen bedroht waren und sich zum größten Teil aus selbst erwirtschafteten Einnahmen finanzieren. Unser erstes Programm diente der „Erhaltung und Stabilisierung einer vielgestaltigen freien Szene“, die Vielgestaltigkeit war von Anfang an ein wichtiger Schlüssel. Zeitgenössischer Zirkus war im besonderen Maße betroffen, weil die Einladungen der Kulturhäuser fehlten und Stadtfeste oder ähnliche Veranstaltungen vom einen auf den anderen Tag nicht mehr stattgefunden haben. Daraus haben sich existenzielle Situationen ergeben, auf die wir mit unserem Programm sehr ausdifferenziert reagiert haben.
In den folgenden Förderstrukturen des Fonds gibt es keine spartenspezifischen Programme mehr. In welchen Fällen halten Sie es für sinnvoll, eine Sparte besonders zu betrachten, und wann ist es nicht zielführend?
Es ist zielführend, wenn das Ziel die Erhaltung einer Vielgestaltigkeit ist, dann muss ich auch sicherstellen, dass diese Vielgestaltigkeit vorkommt. Wenn ich, so ist unser normaler Auftrag, eine bundesweite...