Das Gelände, auf dem der Münchner freien Szene irgendwann ein Produktionshaus erwachsen soll, spielt wieder mit beim Festival Rodeo. Wo bereits kräftig die Abrissbirne wütete, werden historische und frischgebackene Manifeste gejodelt – und am Ende schunkeln sogar zwei riesige Baustellenkräne mit: Ein Coup, der die beiden Jodlerinnen Christiane Huber und Simone Egger auf den Tennisschiedsrichterstühlen von „Play & Stay 1-5“ und auch die Kunst klein erscheinen lässt und dann doch wieder groß: Weil sie etwas bewegen kann. Und seien es auch nur zwei Kräne. Allen kleinlichen Sicherheitsvorschriften zum Trotz.
Das Münchner Tanz- und Theaterfestival ist in seinem zweiten und letzten Jahr unter der Leitung von Sarah Israel zu einer gewissen Reife gelangt, weil es sich erlaubt, kein Bestof der Szene zu präsentieren, obwohl das Hauptprogramm durchaus erkennen lässt, mit wem vor allem im Tanz weiterhin zu rechnen ist. Dieser hat im diesjährigen Rodeo-Programm aber auch quantitativ leicht die Nase vorne, weil Israel als Kuratorin alle Ästhetiken ignoriert, die mit einem Auge aufs Sprech- und Stadttheater schielen. Stattdessen richtet Rodeo 2018 die Lupe auf die Ränder des Performativen wie etwa in „Carnation Dingthang“, bei dem der Münchner Noise-Artist Anton Kaun und der israelische Musiker David Oppenheim umstandslos Layer aus Lärm übereinanderlegen....