Die Suche nach einem neuen Haus, aufgezeichnet
von Thomas Irmer
Erschienen in: 70 Jahre Zukunft – Theater der Jungen Welt Leipzig (03/2017)
Assoziationen: Theatergeschichte Theater der Jungen Welt
Detlef Vitzthum (Schauspieler am TdJW, 1974–2011):
Unser Theater war weg, die Wende lief an – was tun? Wir machten uns sofort auf die Suche nach einem neuen Haus. Das hätte das Kino der Jugend in der heutigen Eisenbahnstraße werden können. Es gab schon richtige Arbeitseinsätze dort, die alte Bestuhlung rauszureißen. Aber ungeklärte Besitzverhältnisse, wie sie mit der »Wende« auftraten, machten den Umzug dahin bald unmöglich. Heute würde ich sagen: Gott sei Dank! – denn der jetzige Bau ist viel, viel besser.
Marion Firlus (Dramaturgin am TdJW, 1981–2015):
Die »Wende« hat uns absolut kalt erwischt. Es war ein Umbruch in jeder Hinsicht, den ich als irrational empfunden habe. Am dringlichsten war aber die Aufgabe, einen Ort zum Spielen und Probieren zu finden. Es gab einen Spielplan, aber keinen Ort mehr dafür. Da sind wir in der ganzen Stadt rumgefahren, haben uns alte leerstehende Kinos angeguckt. Schließlich fanden wir einen Veranstaltungssaal am Brühl mit einer kleinen Bühne, kleiner als im Weißen Saal und wie dort ohne ansteigendes Parkett. Es war von den Bedingungen her schrecklich, aber wir haben dort eine Zeit lang gespielt. Dann gingen wir in den kleinen Saal hier im Haus der Volkskunst. Da hats durchgeregnet, weil das Haus völlig...