Shoko Nakamura & Wieslaw Dudek
Shoko Nakamura & Wieslaw Dudek
von Shoko Nakamura, Wieslaw Dudek und Jan Stanislaw Witkiewicz
Erschienen in: Shoko Nakamura & Wieslaw Dudek (06/2015)
Assoziationen: Tanz
Frau Nakamura, Herr Dudek, wie war Ihre Hochzeit?
SN: Eigentlich haben wir bisher keine richtige Hochzeit gehabt. Ich möchte gern irgendwann noch in einem weißen Kleid heiraten – das ist mein Traum und auch der meiner Mutter. Ich möchte schön aussehen in einem richtigen Hochzeitskleid. Aber wir hatten bisher nicht die Zeit dafür, weil wir immer so viel zu tun haben.
WD: Und die Frage ist auch, wo wir es machen? Wenn wir es in Japan machen, muss meine Familie dorthin reisen und wenn wir es in Polen machen, muss ihre Familie anreisen – das braucht auch Zeit, um alles zu planen. Ich hoffe, es wird bald passieren.
Aber es gibt Bilder von einer Zeremonie in Japan.
SN: Wir haben eine traditionelle Hochzeit gefeiert, aber es war keine offizielle Feier, sondern nur mit uns und meiner Familie.
Wenn ich das richtig verstehe, haben Sie keine Papiere, dass Sie verheiratet sind?
WD: Doch, doch!
Dann erzählen Sie mir bitte, wie die Zeremonie war.
WD: Am Anfang war ich sehr überrascht. Denn in Polen zum Beispiel ist es so: Wenn du nicht in der Kirche heiratest, dann gehst du zum Standesamt und es ist alles sehr offiziell und festlich. In Japan ist es so, als ob du zu einer Bank gehst, um ein Konto zu eröffnen. Es ist in einem ganz normalen Gebäude, das 24 Stunden am Tag geöffnet ist. Wir waren dort mit Shokos Mutter. Davor hatten wir alle Unterlagen vorbereitet, dann reichst du sie ein, unterschreibst und innerhalb von zehn Minuten bist du verheiratet. Wir wollten noch in den Tempel gehen, aber das muss man nicht machen.
SN: Wenn man noch im Tempel heiraten möchte, dann ist es ganz traditionell mit Kimono und mit Blumen. Aber das muss man vorbereiten. Und wir haben bisher nicht wirklich die Zeit gefunden. Deswegen haben wir nur auf dem Papier geheiratet, ohne offizielle Feier.
WD: Deswegen warten alle noch auf das Fest.
SN: Auch ich und die Familie und die Freunde ...
WD: Wir wissen noch nicht genau, wann wir es machen, da das Leben immer etwas Neues bringt und wir bisher keinen freien Termin finden konnten. Wir haben Pläne für nächstes Jahr, aber wir wissen noch nicht genau, wann und wie. Eines Tages wird es bestimmt stattfinden.
Möchten Sie in Polen heiraten?
SN: Es gibt dort schöne Kirchen. Natürlich möchte ich auch meine Familie um mich haben, aber ich kann nicht alle einladen.
WD: Für mich wäre es leichter, wenn wir in Polen heirateten.
Herr Dudek hat sehr lange um Sie geworben.
SN: Ich interessierte mich eigentlich nur für das Ballett. Ich hatte für Anderes keine Zeit. Ich wollte gut tanzen und in Berlin gab es so viele gute Tänzerinnen. Deshalb kämpfte ich immer und übte, blieb auch abends im Studio. Ich dachte immer nur an das Ballett ... Ja, dadurch geschah alles sehr langsam. Wir tanzten zusammen und waren bei Galas, aber dazwischen hatten wir keinen Kontakt. Nach Taipeh, auf dem langen Flug, haben wir viel gesprochen, über Privates und nicht über Ballett. Ich wurde locker. Ich hatte noch nie so mit jemandem gesprochen. Ich hatte Freundinnen, aber natürlich keinen Freund. Ich war immer alleine mit meinen Gedanken und machte alles mit mir selbst aus ... Zu dieser Zeit sind wir, Wieslaw und ich, öfter auf Ballettgalas gegangen.
WD: Manchmal haben wir uns auch im Studio nach der Probe unterhalten, aber am nächsten Tag warst du wieder ganz verschlossen.
SN: Bis dahin hatte ich noch keinen Freund gehabt und ich wusste nicht, wie es funktioniert, den Kontakt zu halten – ich hatte keine Ahnung. Und dazu bin ich eine richtige Japanerin. Zum Beispiel die Begrüßung mit dem Kuss – wie macht man das? Manchmal gingen wir ins Restaurant, aber am Anfang habe ich öfter abgesagt. Ich hatte Angst und fragte mich: Warum spricht er mit mir und was interessiert ihn an mir? Dann hatte er auch noch eine Freundin. Ich erinnere mich an eine Gala, wo wir zusammen getanzt hatten, danach holte ihn seine Freundin am Flughafen ab und ich dachte: Ich will auch, dass jemand am Flughafen auf mich wartet. In dieser Zeit dachte ich oft daran, dass ich auch einen Freund haben wollte. Denn ich war sehr viel allein. Und irgendwann hast du mich wieder gefragt, ob wir in ein japanisches Restaurant gehen.
WD: Aber wieder ist nichts passiert, obwohl es so romantisch war. Dann waren wir wieder auf einer Gala, hatten fünf Tage und viel Zeit für uns. Restaurant, Swimmingpool, alles war ganz locker. Zu dieser Zeit wurden wir immer offener für eine Beziehung. Wir hatten in Paris ein paar Stunden Zwischenaufenthalt. Da sind wir in die Stadt gegangen und haben vor Notre Dame gefrühstückt und Shoko hat zwei Paar Schuhe gekauft. Als wir zurück zum Flughafen fuhren, sind wir beide in der Metro eingeschlafen und erst in einem kleinen Dorf wieder aufgewacht. Natürlich haben wir unseren Flug verpasst. Es war wie in einem Traum. Wir fuhren wieder zum Flughafen und mussten alles umbuchen. Das alles war sehr schön.
Wann hat Ihre Hochzeit in Japan stattgefunden?
WD: Am 26. August 2010. Bevor wir heirateten, habe ich Shoko den Verlobungsring gegeben. Ich hatte alles vorbereitet, den Ring ausgesucht und mir überlegt, wo ich Shoko den Ring geben möchte. Im vorderen Teil des Tiergartens in Berlin gibt es drei Steine und auf einem dieser Steine steht auf sechs Sprachen das Wort Hoffnung geschrieben. Dort habe ich ihr den Ring gegeben. Wir waren sehr oft in diesem Park spazieren und haben uns über vieles unterhalten.
SN: Es war lustig, einmal haben wir Dinu Tamazlacaru zufällig im Park im Potsdam getroffen ...
WD: Wir waren schon irgendwie zusammen, aber niemand wusste es. Nicht offiziell. Es war ein schöner Tag, es war Sonntag und wir dachten, gehen wir ein bisschen im Park in Potsdam spazieren, danach etwas essen und dann wieder nach Hause. Alles war schön und wir waren fast schon wieder auf dem Weg nach Hause ...
SN: ... und wir gingen Händchen haltend durch eine Straße. Dann auf einmal: Hallo! Und da stand dann plötzlich Dinu mit seiner Freundin.
WD: Am nächsten Tag im Ballettsaal hat niemand etwas gesagt, aber alle haben gelacht und gefragt: Wie geht’s?
Wenn man in so einem großen Ensemble tanzt und dazu noch sehr viel arbeitet, dann ist klar, dass man keine Möglichkeit hat, jemanden außerhalb der Kompanie kennenzulernen. Im Staatsballett Berlin zum Beispiel sind sehr viele Leute verheiratet oder haben eine Beziehung.
WD: Ich denke, das ist in vielen Kompanien so. Wenn du mit Kollegen und Freunden fast vierundzwanzig Stunden am Tag im Studio bist, dann ergibt sich das. Sicherlich, wäre unser Beruf nicht so intensiv, dann würdest du zum Beispiel ins Kino gehen oder Leute aus anderen Branchen kennenlernen, aber unser Beruf ist nun mal so intensiv, dass dafür einfach gar keine Zeit bleibt. Und wenn du abends aus dem Theater kommst, bist du so tot, dass du keine Lust mehr hast, noch rauszugehen, um andere Leute zu treffen.
Frau Nakamura, vorher im Gespräch haben Sie erzählt, dass Sie früher nur an den Tanz dachten. Was hat sich verändert, seitdem Sie ihn kennen?
SN: Er hat mir und meinem Tanz sehr geholfen, Korrekturen gegeben und gefragt, wie es mir geht. Und manchmal hat er gesagt: „Shoko, du musst auch ein bisschen die Welt draußen anschauen. Nur Theater ist auch nicht gut für das Ballett. Du musst auch andere Sachen anschauen, denn das hat auch einen guten Einfluss auf das Ballett.“ Und er hat immer gefragt, wollen wir in ein Café oder in ein japanisches Restaurant gehen? Dann sind wir ausgegangen und mit der Zeit – ich bin natürlich auch ein Mädchen – habe mich ein bisschen geöffnet. Für ein asiatisches Mädchen ist so ein Mann wie Wieslaw wie ein Prinz. Ich bin ein japanisches Mädchen und ich kann nicht mit einem Prinzen zusammen sein ...
WD: Wenn ein japanisches Paar heiratet wie in alten Zeiten, dann sieht man, dass die Frauen nicht so viele Gefühle von ihren Ehemännern entgegengebracht bekommen wie europäische Frauen von ihren Männern. Der Mann ist immer die Hauptperson in einem japanischen Haushalt. Für mich dagegen ist eine Frau das Wichtigste, das ich habe. In Japan ist es umgekehrt: Die Frau macht alles für den Mann. Deshalb haben japanische Frauen Angst, dass sie für so einen Prinzen nicht genügen, weil es nicht zu ihrer Mentalität passt. Vielleicht haben sie ganz tief drinnen einen Wunsch danach, aber sie haben auch Angst davor.
SN: Als ich das erste Mal mit Wieslaw in Japan war, haben alle verwundert gesagt: Du hast einen Prinzen! Jede Bekannte sagte: Oh mein Gott, ein Prinz!
Alle waren eifersüchtig?
SN: Ja!
WD: Und viele fragten mich: Hast du noch einen Bruder? Es ist interessant, weil die kulturellen Unterschiede zwar groß sind, aber doch gibt es irgendetwas, das der polnischen oder europäischen Kultur ein wenig ähnlich ist. Zum Beispiel sind sie sehr gastfreundlich. Ich fühle mich in Japan immer sehr wohl.
Frau Nakamura, helfen Sie Ihrem Mann auch beim Tanz und geben zum Beispiel Korrekturen?
SN: Das kann ich nicht, er ist der Prinz. Ich bin keine Prinzessin, sondern er ist der Prinz ...
Aber Sie könnten ihm sagen, Wieslaw, das hast du nicht gut gemacht ...
WD: Das hat sie nie gemacht. Selten hat sie gesagt: Vielleicht so, aber ich bin nicht sicher. Oder sie weiß nicht genau, wie man helfen kann.
SN: Eigentlich ist das auch ein Problem der japanischen Mentalität. Auch wenn es schlechte Dinge zu sagen gibt, man sagt sie nicht.
WD: Wir haben auch das gleiche Problem in unserem Privatleben. Manchmal komme ich nach Hause und Shoko ist böse, aber sie sagt es nicht. Dann sage ich: Wenn du mir nicht sagst, was ich falsch mache, dann kann ich es auch nicht besser machen. Aber im Ballettsaal sagt sie es. Oft lassen Ballettdirektoren Paare nicht zusammen tanzen, denn sie kämpfen miteinander, anstatt den Ballettmeistern zuzuhören. Zum Glück haben wir solche Probleme nicht. Shoko war immer gut für mich oder ich war ihr ein guter Partner. Es war immer schön und angenehm. Wir können jede Probe genießen. Sie hat eine gute Energie und sie markiert nie, sondern sie gibt immer alles. Ich war manchmal müde und konnte eine Hebung nicht machen, aber wenn sie alles gibt, dann gebe ich auch alles. Das ist sehr wichtig.
Gibt es für Sie einen Unterschied, ob Sie mit Ihrem Mann tanzen oder mit einem anderen Partner?
SN: Mit ihm bin ich viel lockerer. Bei einem anderen Partner ist es eine andere Beziehung. Wir kennen uns sehr gut und ich kann ihm vertrauen.
WD: Ich bin immer dabei. Ich kann sehen, ob sie gut auf den Beinen ist oder nicht. Das gibt ihr Sicherheit. Wenn etwas passiert, weiß sie, dass der Partner hinter ihr steht. Die Tänzerinnen sind oft unsicher und müssen alles selbst kontrollieren, aber bei mir weiß Shoko, dass ich immer für sie da bin.
Bei Nurejew wussten die Partnerinnen, dass er ihnen nicht hilft. Sie mussten sich selbst helfen.
WD: Er hat die Energie gespart für seine Solos.
SN: Ich muss sagen, Wieslaw ist wirklich ein guter, sehr guter Partner.
WD: Ich hatte auch einen guten Lehrer, Muzafar Burchanow. Er brachte mir bei, ein guter Partner zu sein.
Sie haben nicht sehr viel zusammen getanzt beim Staatsballett Berlin, oder?
WD: „Cinderella“, das war unsere erste Vorstellung und „Schwanensee“, das war unsere größte Sache, die wir am Staatsballett Berlin zusammen getanzt haben. Aber wir haben auf Galas zusammengetanzt und waren viel gastieren. Das ist auch das Schöne an so einer großen Kompanie, dass du immer wieder mit anderen Partnerinnen tanzt. Das gibt einem eine gute Energie und ein anderes Gefühl, denn jede Vorstellung ist ein wenig anders. Natürlich ist es auch schön, immer mit der gleichen Partnerin zu tanzen, weil du alles kennst. Aber für die Kunst und die Stimmung in der Vorstellung ist es auch schön, wenn man immer wieder eine andere Partnerin hat. Besonders bei Stücken mit viel Gefühl.
Ich bin nicht traurig, dass wir zu wenig getanzt haben, ich wäre traurig gewesen, wenn wir nicht hätten zusammen tanzen können, weil ich zu klein wäre oder andersrum. Aber eigentlich haben wir viel Zeit im Ballettstudio zusammen gehabt.
SN: Michael Banzhaf hat sehr viel mit mir getanzt.
WD: Es war auch der Geschmack von Vladimir Malakhov. Er hat immer die beiden auf der Bühne gesehen. Aber es ist auch nicht gut zu sagen, ich will lieber diesen Partner oder jenen, wenn dein Chef dich so besetzt. Wenn er eine Idee hat, muss man sie respektieren.
SN: Natürlich gibt der Partner einem so eine gewisse Energie, dass man besser sein möchte. Wenn einer alles gibt und der andere nichts, dann ist das sehr schlecht.
Hat sich für Sie etwas verändert in Ihrem Leben als Tänzer, seitdem Sie ein Paar sind?
SN: Für mich ja. Denn davor war ich alleine und wenn man einen Partner bekommt, verändert man sich.
WD: Sie wurde lockerer, glücklicher. Sie hat wie ein anderer Mensch getanzt und ist viel besser geworden.
Frau Nakamura, waren die Jahre in Berlin die bis dahin wichtigsten für Sie? Haben Sie dort mehr getanzt als in Wien?
SN: Ja, natürlich! Ich habe viel in Berlin getanzt. Nicht unbedingt mehr Vorstellungen, aber in höherer Qualität. Ich bin besser geworden, habe nicht mehr nur probiert, sondern ich war Erste Solotänzerin und konnte mich selbst in die Ballette hineingeben und meinen eigenen Ausdruck entwickeln.
WD: Shoko hatte schon immer eine sehr gute Technik, aber in Berlin hat sie dazugelernt. Wenn du von so guten Tänzern umgeben bist wie in Berlin, wirst du auch besser. Und du entwickelst deinen eigenen Ausdruck. Du möchtest es so oder so machen. Es war genau wie damals, als ich nach Stuttgart kam, erst war es ein Schock, aber dann wirst du immer besser.
SN: Die Ballettmeister haben mir immer gesagt: zu perfekt, zu korrekt. Mein Tanz war zu korrekt.
WD: Shoko war so lange im Studio, bis sie perfekt war. Die Ballettmeister sagten: „Du musst dich ein bisschen locker machen …“
SN: „Mehr Ausdruck und mehr Gefühl!“ Das war das Gleiche wie in meinem Leben: Ich war zu korrekt. Und Wieslaw hat mich geöffnet. Das Gefühl von Liebe ist auch ein Gefühl und das ist dann auch in meinen Tanz eingeflossen. Er hat auch oft gesagt, dass ich mich öffnen soll.
WD: Ich schaue oft von der Seite zu, wie sie tanzt, und ich sehe, dass sich viel verändert hat.
Nicht der Wechsel der Kompanie hat Sie weitergebracht, sondern dass Sie einen Mann in Ihr Leben gelassen und sich geöffnet haben.
SN: Ja, das ist sicher.
WD: Die Ballettmeister können dir nicht alles erklären – manches musst du selbst fühlen. Wenn du keine Liebe kennst, nie einen Kuss erlebt hast, wie kannst du Julia in „Romeo und Julia” mit viel Ausdruck tanzen?
Ist das nicht schwierig, den gleichen Beruf auszuüben? Immer das Gleiche zu erleben?
WD: Viele Paare sagen, es ist zu viel, aber ich finde, wenn man die Probleme im Ballettsaal löst, dann ist es noch besser im Privatleben. Wenn Shoko eine Probe hatte und müde nach Hause kommt, dann weiß ich, warum sie müde ist. Ich verstehe ihren Beruf und was sie macht. Wenn meine Frau eine Sekretärin wäre, wüsste ich das nicht. Ich würde nicht wissen, wie ihr Tag abläuft. Aber wenn ich verstehe, was es bedeutet, eine Vorstellung vorzubereiten oder nach der Vorstellung müde zu sein, dann hilft das. Manche sagen, wenn du jemanden heiratest, ist es klar, dass du vierundzwanzig Stunden am Tag zusammen verbringst, aber sie haben oft kein Verständnis für den Beruf des anderen. Wenn man den gleichen Beruf ausübt, hat man Respekt für den Beruf des anderen. Das finde ich sehr positiv.
SN: Wieslaw hilft mir sehr viel. Wenn ich müde bin, massiert er mich, er kocht für mich. Er macht alles! Am Ende, wenn wir alt sind, werde ich ihn immer noch als Prinzen sehen.
Alles, was Sie im Theater oder im Ballettsaal erleben, bringen Sie mit nach Hause?
SN: Manchmal.
WD: Ich versuche, die Lösungen für die Arbeitsprobleme in der Oper zu finden. Wenn ich aus der Oper komme, habe ich mein Privatleben, ich möchte es genießen, denn die Zeit ist so kurz.
SN: So bin ich nicht. Wenn wir im Auto sitzen und nach Hause fahren, bin ich erstmal verschlossen. Ich brauche immer Zeit.
WD: Ich versuche immer positiv zu sein, weil ich die negative Energie nicht in mir tragen will.
SN: Für mich ist es nicht so einfach. Wenn etwas passiert oder nicht gut ist, kann ich es nicht so schnell vergessen oder annehmen. Ich kann nicht sofort offen darüber reden. Ich weiß, Wieslaw mag das nicht, aber ich kann nicht direkt darüber sprechen. Das ist mein Charakter. So bin ich.
Wenn ein Tänzerehepaar ein Kind möchte, muss man dann einen Kalender nehmen und sagen, gut, zwischen dem und dem Monat können wir ein Kind bekommen?
WD: Wir waren in einem Park, haben den Kalender der ganzen Spielzeit genommen und uns überlegt, wann es gut passen könnte. Wir hatten uns entschieden, dass wir in dieser Spielzeit ein Kind haben wollten.
SN: Ich fing dann an, Temperatur zu messen und wurde ganz schnell schwanger. Es war ein Schock. Wieslaw war nicht in Berlin und es war während der Aufführungen von „La Péri“. Meine Periode blieb aus, ich riefihn an und sagte, dass ich Bauschmerzen habe. „Warte, warte, ich komme zurück!“ Dann sagte Wieslaw, vielleicht solltest du einen Test machen. Ich machte einen Schwangerschaftstest und der ergab, dass ich schwanger war! Ich konnte es nicht glauben, und wir haben noch einen Test gemacht und noch einen, und ich konnte es immer noch nicht glauben.
WD: Wir hatten darüber gesprochen, aber wir hätten nicht gedacht, dass es so schnell gehen würde.
Waren Sie geschockt?
SN: Ja, sehr! Plötzlich war da ein Kind in meinem Bauch. Für jede Frau ist es der gleiche Schock.
WD: Erst da wurde uns so langsam richtig klar, dass wir ein Kind bekommen und ihr Bauch groß werden würde ...
Besonders als Tänzerin, die so bewusst mit ihrem Körper lebt. Wie war das mit dem Tanzen in dieser Zeit?
SN: Ich musste sehr aufpassen.
WD: Wir haben es niemandem gesagt, weil Shoko noch die Premiere von „Die Bajadere“ hatte und „Schneewittchen“. Nur Vladimir wusste es.
SN: In meinem dritten Monat war die „Bajadere“-Premiere. Ich wollte sie unbedingt tanzen, aber der dritte Monat ist immer eine schwierige Zeit. Ich habe es niemandem gesagt. Ich hatte starke Gefühlsschwankungen und habe ständig geweint und alle fragten: Was ist los, Shoko? Auch im Ballettsaal. Oder bei der Kostümanprobe. Ich war schon ein bisschen dicker geworden und alle sagten: Wie kann es sein, dass dein Kostüm nicht mehr richtig passt? Shoko, du hast zugenommen! Und Beatrice Knop sagte irgendwann: Shoko, du siehst so anders aus. Aber ich habe es irgendwie geschafft. Und dann habe ich noch „Schneewittchen“ getanzt. Das war schwer.
WD: Ich war im Publikum und sah die Vorstellung und schwitzte die ganze Zeit und hoffte, dass nichts passiert.
SN: Ich tanzte die Vorstellung und bei der Verbeugung habe ich es Michael Banzhaf – mit dem ich getanzt hatte – gesagt. Er war schockiert.
WD: Er sagte: Gott sei Dank, Shoko, dass du es mir nicht vor der Vorstellung gesagt hast. Die Choreografie ist so verrückt, die beiden schmeißen sich auf den Boden.
SN: Natürlich hatte ich Gefühlsschwankungen, aber meine Energie war besser als sonst.
WD: Wir haben auch noch einmal in Japan getanzt und man konnte den Bauch schon sehen. Aber wir hatten mit dem Choreografen die Choreografie und die Kostüme geändert.
SN: Alle im Publikum dachten, Shoko hat ein bisschen zugenommen. Und dann habe ich ein Interview gegeben und gesagt, ich bin im fünften Monat schwanger.
WD: Genau in dieser Zeit haben wir geheiratet. Ich rief damals Vladimir an und sagte ihm, dass wir geheiratet hatten. Und er freute sich! Das Beste war: Nach den Sommerferien zu Beginn der neuen Spielzeit, Shoko war noch in Japan, war ich beim ersten Training nach den Ferien in Berlin. Vladimir begrüßte alle und sagte: Ich hoffe, ihr seid alle gesund. Alle gehen an die Stange und da sagt Vladimir: Shoko und Wieslaw haben geheiratet und Shoko ist schwanger. Keiner konnte es glauben, weil sie ja noch „Die Bajadere“ und „Schneewittchen“ getanzt hatte.
SN: Das ist Vladimir: Er ist immer für eine Überraschung gut.
Wie ist das mit dem Essen? Man darf nicht zunehmen, auch nicht zu dünn sein.
WD: Das ist ein Thema, das immer alle interessiert: Was ma chen wir, damit wir so dünn sind? Jeder fragt: Was isst du, was trinkst du und wie oft? Wir sind normale Menschen und wir denken nicht daran, ob das hundert oder zweihundert Kalorien hat. Wir essen Fleisch oder Sachertorte, aber ich sage immer: Wenn du den ganzen Tag hundert Prozent arbeitest, kannst du alles essen.
SN: Als ich noch alleine war, war ich sehr sparsam mit dem Essen, aber seitdem ich mit Wieslaw zusammen bin, haben wir jeden Abend ein Dinner – er kocht wirklich gut, es ist wie im Restaurant. Er kocht eine Suppe, einen Hauptgang. Früher habe ich nie Joghurt, Butter, Käse oder Schokolade gegessen. Nie so fetthaltige Sachen. Aber jetzt, mit Wieslaw, esse ich das alles.
Polnisches Essen?
SN: Ja, alles. Die Suppen mit der Wurst ...
WD: Sie liebt das! Fettige, schwere polnische Kost. Und viel Brot mit Butter.
SN: Alle fragen mich immer danach, auch japanische Mädchen, und ich sage, ich esse alles. Auch Schokolade und andere Süßigkeiten. Aber sie glauben es nicht. Und ich bitte Wieslaw zu erzählen, was ich alles esse.
WD: Seitdem unser Kind da ist, kommen auch öfter unsere Mütter und kochen jeden Tag warm. Es gibt richtiges Essen. Das ist sehr wichtig für uns Tänzer. Du bekommst keine Kraft von einem Snickers. Das ist eine gute Investition in unseren Körper.
Wie war die Zeit Ihrer Schwangerschaft?
SN: Ich war die ganze Zeit in Japan, aber es war ein bisschen langweilig, weil Wieslaw nicht da war. Er bereitete in Berlin mit der Kompanie die Japantournee vor. Natürlich, am Anfang war es schön. Denn ich war lange nicht dort gewesen und jetzt konnte ich mit meiner Mutter shoppen, essen und Bekannte treffen. Aber es war auch schwierig, weil ich nicht so viel machen, nicht trainieren konnte. Das war für mich stressig.
Und trotzdem haben Sie ein bisschen trainiert?
SN: Nicht ein bisschen, sondern sehr viel sogar. Aber meine Mutter und mein Vater sagten immer: Mach das nicht, denn du hast ein Baby im Bauch.
WD: Die Eltern haben ganz deutlich gesagt: Das darf man nicht.
SN: Ja, aber ich bin Tänzerin.
Und Sie tragen Verantwortung ...
SN: Ich weiß, aber habe ich trotzdem Spagat und ähnliches gemacht. Ich hatte auch keine Schmerzen dabei. Nach einiger Zeit wurde es ein bisschen langweilig. Mein Bauch war groß und ich konnte kaum etwas machen. Das war schwer.
WD: Die Kompanie hatte eine Tournee in Japan und ich fragte Vladimir, ob ich schon früher nach Japan fliegen könne. Er hat dem zugestimmt. So konnte ich schon vor dem Jahreswechsel nach Japan fliegen und mit Shoko Neujahr dort verbringen. Denn in Japan ist Neujahr der wichtigste Tag im Jahr. Für mich war es schön, diese Tradition zu sehen. Ich hatte eine schöne Zeit zusammen mit Shoko und ich habe viel für die Familie gekocht. Shoko hatte fast jeden Monat ein Foto-Shooting immer in der gleichen Pose. So konnte man sehen, wie der Bauch wuchs. Joel war für den 25. Januar 2011 geplant und ich hoffte, dass ich wieder zurück aus Tokio sein würde. Am 11. Januar hatte Shoko ihr letztes Fotoshooting. Wir waren müde und sind abends in ein Restaurant gegangen, haben wahnsinnig viel gegessen und danach waren wir noch in einem Café und haben Kuchen gegessen. Es war unser letzter Abend, bevor ich am nächsten Tag nach Tokio abreisen musste, um das Staatsballett zu treffen. Dann gingen wir ins Hotel und legten uns schlafen. Und Shoko ist früher aufgewacht …
SN: Ich bin aufgewacht und hatte Bauchschmerzen. Ich dachte, das ist wohl von dem vielen Essen. Ich bin auf die Toilette gegangen und da war ein bisschen Blut. Die Schmerzen wurden rhythmisch und ich sagte zu Wieslaw, das ist nicht normal. Und ich rief meine Mutter an, sie kam sofort mit meiner Schwester, ungeschminkt, ins Hotel. Wir fuhren direkt nach Saga zum Arzt und er sagte, dein Kind kommt heute Abend. Ich antwortete: „Das war nicht so geplant, weil der Vater heute nach Tokio fährt!“
WD: Ich war schockiert und rief Vladimir an. Ich sagte ihm, dass mein Kind unterwegs sei und fragte, ob ich später kommen könne. Er sagte: „Ja, kein Problem, du kannst morgen oder übermorgen kommen.“ Ich bin dann mit meinem großen Koffer zum Flughafen gefahren, um meinen Flug umzubuchen. Glücklicherweise konnte ich meinen Koffer schon dort lassen. Dann bin ich auch nach Saga gefahren. Ich hatte solche Angst, dass ich es nicht rechtzeitig schaffe! Denn ich musste ja in eine andere Stadt fahren und alles war auf Japanisch geschrieben. Aber Shokos Schwester hat mich über das Handy gelotst. Ich fuhr also mit dem Zug in die andere Stadt und dann mit dem Taxi ins Krankenhaus. Anderthalb Stunden später war der Kleine da. Und Shoko fragte mich, ob ich sie massieren könne. Denn sie wollte keine Tabletten nehmen und sie hatte solche Schmerzen.
SN: Die Schmerzen waren unglaublich. Ich hatte schon Verletzungen und Operationen gehabt, aber diese Schmerzen waren wirklich unglaublich. Ich habe Wieslaws Hände so sehr gedrückt. Mir hat das Ballett sehr geholfen, weil ich wusste, was ich machen muss. Ich weiß, wie die Muskeln im Körper verlaufen. Und es ging schnell.
WD: Ja, es ging wirklich schnell. Ohne Probleme. Und ich war so froh, kein Mädchen zu sein!
Warum Joel?
WD: In Japan ist es eigentlich Tradition einen Namen zu geben, der etwas bedeutet. Und wir wollten einen Namen, der auch in Europa funktioniert.
Was bedeutet Joel?
SN: Joel bedeutet nichts. Eigentlich heißt er aber Joel Ryusei. Der zweite Name ist japanisch und bedeutet: Ich lebe, während ich mich wie ein Drachen fortwährend verbessere.
WD: Den Namen Joel haben wir zum ersten Mal von Shokos Schwester am Tag vor seiner Geburt gehört und wir fanden den Namen gut, denn er funktioniert in allen Sprachen.
SN: Das Kind, das mit von Gott gegebenem Glück geboren wurde.
War es für Sie wichtig, dass das Kind in Japan geboren wird?
SN: Für mich war es wichtig. Ich hatte ein bisschen Angst und wollte, dass meine Mutter in der Nähe ist.
WD: Ich flog danach nach Tokio und musste nicht nur Shoko, sondern auch mein Kind verlassen. Ich hatte zum ersten Mal Vatergefühle, aber zum Glück konnte ich nach einer Woche wieder zurück nach Saga zu Shoko fahren. Während ich weg war, waren meine Gedanken immer bei Shoko und dem Kind und die Vorstellungen waren plötzlich nicht mehr so wichtig.
SN: Ein paar Tage nachdem Joel geboren war fing ich wieder an zu üben. Alle waren schockiert, aber ich wollte wieder tanzen. Klar musste ich mich um das Kind kümmern, aber endlich konnte ich wieder tanzen. Mein Körper hatte es so vermisst. Ich hatte es so vermisst. Ich fragte meine Mutter, ob sie auf das Kind aufpassen könne und ging alleine ein bisschen laufen. Zwischendurch gab ich dem Kind Milch und dann ging ich wieder laufen, immer in der Stadt. Nach einem Monat gab es eine Kontrolluntersuchung von dem Kind und mir und der Arzt sagte, dass ich wieder ein bisschen trainieren dürfe. Also bin ich in ein Studio zum Training gegangen. Aber weißt du, ich habe mich im Spiegel angeschaut und mich gefragt: Wo ist mein Körper? Ich habe geweint und mich immer wieder gefragt: Wo ist mein Körper? Ich konnte nicht jeden Tag trainieren, aber ich habe wann immer es möglich war probiert. Das war eine schlimme Zeit. Ich musste alleine kämpfen, niemand konnte mir helfen. Joel war vier Monate alt, als ich mit ihm zurück nach Berlin geflogen bin. Kurz davor hatte ich irgendwie wieder meine Linie und meinen Körper gefunden. Joel hat während des ganzen Fluges nur geschrien und ich musste ihn in dieser kleinen Küche im Flugzeug zwölf Stunden lang stehend im Arm halten. Das war schlimm, aber wir sind gut angekommen. Danach hat leider meine rechte
Hüfte angefangen zu schmerzen. Ich hatte vorher dort nie Schmerzen gehabt.
WD: Ja, aber du hast noch eine Gala getanzt, weil es das Jahr war, in dem Fukushima passierte. Im Mai organisierte ein Bekannter in Paris eine große Gala mit Star-Tänzern aus der ganzen Welt, um Geld für Fukushima zu sammeln, und Shoko war auch dabei. Shoko wollte nicht gehen, weil sie auf der Bühne nicht schlecht tanzen wollte. Aber ich sagte ihr, dass alle Verständnis haben würden, wenn sie nicht in der besten Kondition ist, denn sie hatte ja erst vor vier Monaten ein Kind bekommen. Es war viel Stress, aber es war der erste Auftritt nach dem Kind.
Was haben Sie dort getanzt?
SN: „Caravaggio“ von Mauro Bigonzetti mit Michael Banzhaf in der Originalbesetzung.
Und in Berlin?
SN: Da war es „Schneewittchen“. Aber ich konnte es nicht tanzen, wegen der Schmerzen. Ich habe sehr geweint, denn ich hatte so auf die Vorstellung gewartet. Aber Vladimir sagte auch, nimm dir Zeit.
War das die erste Vorstellung, die Sie abgesagt haben?
SN: Ja, das stimmt, ich hatte zuvor noch nie eine Vorstellung abgesagt.
Und wie ging es weiter?
SN: Ich ging zum Arzt und die normalen Ärzte sagten: Du musst eine Operation machen. Aber Tänzerhüften sind anders als normale Hüften und sie konnten mir auch keine Garantie geben, dass nach der Operation der Schmerz weg sein würde. Seit der Geburt habe ich jeden Tag Schmerzen in der Hüfte. Jeden Tag.
Nehmen Sie Schmerzmittel?
SN: Nein, das will ich nicht. Ich will auch noch ein weiteres Kind haben.
WD: Sie nimmt keine Medikamente. Letztens hatte sie solche Rückenschmerzen, dass sie gelaufen ist wie eine 8o-jährige Oma. Am nächsten Tag musste sie Tatjana in „Onegin“ tanzen. Ich fuhr sie mit dem Auto hin und fragte mich: Wie kann man so in zwei Stunden auf die Bühne gehen? Sie kann nicht schlafen, aber sie kann auf der Bühne tanzen?
Tanzen bedeutet Ihnen so viel, dass Sie alles dafür in Kauf nehmen?
SN: Ja, natürlich. Das, und natürlich auch die Familie, ist mein Leben. Ich bin glücklich auf der Bühne.
Kann man mit Schmerzen leben?
SN: Natürlich. Schmerzen sind immer dabei ...
WD: Manchmal bekommt Shoko dreimal am Tag eine Massage. Es hilft, aber die Schmerzen sind immer noch da.
SN: Ich denke, Tänzer haben immer Schmerzen. Das ist unser Beruf.
Denken Sie, die Schmerzen haben mit der Schwangerschaft zu tun?
SN: Ja, danach hat es angefangen.
Aber auf der Bühne vergisst man dann den Schmerz?
SN: Auf der Bühne macht es Spaß, da ich kann etwas geben. Beispielsweise diese „Onegin“-Vorstellung, die Wieslaw erwähnt hat. Die Ballettmeister sagten, am Anfang habe man mir den Schmerz kurz angesehen, aber dann nicht mehr. Und als die Vorstellung zu Ende war, konnte ich nicht mehr laufen.
Hat sich Ihr Leben um hundertachtzig Grad verändert, seitdem Joel da ist?
WD: Alles ist anders als ohne Kind. Ich muss gestehen, dass ich das Gefühl hatte, alt zu sein. In meinem Kopf hat sich vieles verändert und mir wurde klar, dass ich viele Sachen zur Seite schieben muss. Es geht nicht mehr wie früher. Du musst deine Zeit dem Kind geben, denn es ist die wichtigste Person im Haus. Du hast nicht mehr so viel Zeit für dich oder dafür, etwas mit Kollegen zu unternehmen oder mit Shoko alleine zu sein. Wir machen jetzt Dinge, die für das Kind gut sind. Alles dreht sich um das Kind, aber für meine Karriere hat sich eigentlich nicht viel verändert. Nur, dass ich weniger Zeit habe.
SN: Seitdem Joel auf der Welt ist, habe ich keine Angst mehr. Viele sagen, Shoko hat sich verändert, seitdem sie Joel geboren hat. Die Liebe ist so stark. Wenn ich ihn sehe oder in den Arm nehme, vergesse ich alle Schmerzen und die Müdigkeit. Es ist so schön, eine Familie zu haben.
WD: Aber es ist auch viel Arbeit. Joel muss morgens in die Krippe und dann müssen wir ihn abholen, etwas kochen, ihn baden, mit ihm spielen und lernen – er hat drei Sprachen im Kopf – und dann müssen wir auch noch tanzen.
Wie schafft man das alles?
WD: Ich habe zum Glück viele Geschwister und auch Shokos Mutter kommt oft, um uns zu helfen. Ohne sie alle würde es fast nicht gehen. Shoko muss tanzen, ich habe auch Vorstellungen – und wir haben keinen festen Babysitter. Aber wenn plötzlich etwas passiert, kann ich zum Glück immer meine Familie anrufen und innerhalb eines Tages ist jemand da, um uns zu helfen. Oder wir können Joel nach Polen bringen und er bleibt einige Zeit dort. Sonst wäre es wirklich schwer.
Manche Tänzer reisen auch mit ihrem Kind.
WD: Ja, aber ich denke, das ist nicht gut, weder für die Tänzer noch für das Kind. Denn das Kind muss auch irgendwo spüren, wo sein Platz ist. Auf die Bühne zu gehen und zu denken, was macht das Kind in der Garderobe wohl gerade, ist auch nicht so toll.
Seitdem Joel geboren ist, tanzen Sie nicht nur für sich, sondern auch für ihn. Man braucht Geld, wenn man eine Familie hat.
SN: Ich habe noch nie gedacht, dass ich für ihn tanze. Natürlich möchte ihm zeigen, dass Mama dem Publikum Glück oder Freude bereitet. Und ja, es ist auch ein Job und ich bekomme Geld, aber Geld und Ballett, das geht für mich nicht zusammen. Ich möchte gutes Ballett tanzen und ich verdiene damit auch Geld. Natürlich man darf es nicht vergessen, aber es ist nicht das Wichtigste. Wenn ich nur an das Geld denken würde, dann wäre meine Leidenschaft für das Ballett zerstört. Ballett ist zu schön dafür.
Joel muss denken, dass das Ballett eine ziemlich schlechte Sache ist. Seine Mutter hat wenig Zeit, und wenn sie nach Hause kommt, ist sie müde. Oder sie ist unterwegs.
SN: Natürlich bin ich müde, wenn ich nach Hause komme, aber ich zeige es ihm nicht. Wenn er mich braucht, bin ich für ihn da. Ich bin die Mutter und ich muss diesem kleinen Leben helfen und es beschützen. Aber ich habe auch viele Helfer, ohne sie geht es nicht. Meine Mutter und Wieslaws Familie.
Versteht Joel auch Polnisch?
WD: Ja, er versteht es, und ich versuche, ihm auch immer wieder neue Wörter beizubringen. Er hat ein bisschen spät angefangen zu sprechen, denn vorher war er im deutschen Kindergarten. Er lernt Deutsch, Polnisch, Japanisch und jetzt auch Englisch. Aber er weiß, dass er mit Shoko Japanisch und mit mir Polnisch sprechen muss, und wenn er alleine spielt, spricht er Englisch und Japanisch. Jeden Tag, wenn er aus dem Kindergarten kommt, hört man, dass er neue Worte gelernt hat. Ich bin froh, dass wir zusammen sein können und sehen wie er aufwächst.
Würden Sie sich wünschen, dass Ihr Kind auch Tänzer wird?
SN: Das ist schwer zu sagen.
WD: Ich meine, wenn er einen guten Körper für Ballett hat, kann man das probieren. Denn mit acht oder zehn Jahren kann man sich noch nicht selbst entscheiden, ob man tanzen will. Ich war auch so. Wenn man keinen Körper für Ballett hat, dann lässt man es besser bleiben.
SN: Ich denke genauso.
Herr Dudek, welche Rolle war in Berlin für Sie sehr wichtig, als Tänzer und für Ihre Karriere?
WD: Ich habe in Berlin sehr viele Rollen getanzt, da ich dort elf Jahre lang war. Nun eine einzige Rolle als wichtigste zu nennen, ist schwer. Die Arbeit mit Béjart war für meine Entwicklung als Künstler sehr wichtig. Die Rolle Alter Ego in „Tschaikowsky“, der Prinz und Rotbart in „Schwanensee“. Sonst waren es klassische Vorstellungen. „Cinderella“ – schwer zu sagen ... Aber „Onegin“, „Ring um den Ring” und „Tschaikowsky“ waren sehr wichtig und haben meine Karriere verändert.
Ist Onegin Ihre wichtigste Rolle?
WD: Jetzt kann man das so sagen. Es war schon in Stuttgart mein Traum, sie zu tanzen, aber ich war noch zu jung. In Stuttgart durfte ich Gremin aus dem gleichen Ballett tanzen, aber Onegin war natürlich die Traumrolle. Ich habe sie erstmals in Berlin getanzt und irgendwie hat es sich auch gut angefühlt, dass ich warten musste. Denn jetzt konnte ich wirklich jeden Schritt auf der Bühne genießen. Das Schöne ist, dass jede Vorstellung anders ist – nicht nur technisch, sondern vor allem auch vom Gefühl und von der Stimmung her. Ich habe mit sieben oder acht verschiedenen Tatjanas getanzt. Es ist zwar immer das gleiche Stück, aber es ist ganz anders mit unterschiedlichen Partnerinnen, weil sie unterschiedliche Gefühle wecken, vom ersten bis zum dritten Akt und dann in der Dramaturgie im letzten Pas de deux. Jede Vorstellung ist wie eine neue Vorstellung. Je öfter du diese Rolle tanzt, desto besser kannst du sie fühlen – und tanzen.
Stimmt es, dass man in manche Rolle hineinwachsen muss? Nicht von der Technik her, aber von dem, was man erzählt?
WD: Ja, das stimmt. Als ich in Stuttgart war zum Beispiel, gab es viele gute Tänzer, die diese Rolle gut hätten tanzen können, aber sie mussten richtig erwachsene Tänzer sein, also mindestens dreißig Jahre alt, um Onegin tanzen zu dürfen. Diese Rolle ist nicht von der technischen Seite aber vom Ausdruck her schwer. Wenn ich in Stuttgart geblieben wäre, hätte ich vielleicht auch dort den Onegin getanzt. Aber in Berlin war ich schon fast dreißig und hatte viel Bühnenerfahrung – ich denke, es war die richtige Zeit, um mit Onegin anzufangen. Ich tanze diese Rolle jetzt schon seit zehn, elf Jahren und immer noch entwickelt sie sich. Und ich höre auch von anderen Leuten, dass sie sagen: Das ist deine Rolle.
Seit Jahren sagen das alle.
WD: Bei dem Prinzen in „Schwanensee“ ist das zum Beispiel nicht so. Diese Rolle musst du tanzen, wenn du jung bist, denn sonst passt sie nicht mehr.
Sie konnten Ihren Traum von der Pariser Oper nicht verwirklichen, aber dennoch haben Sie es im Bolschoi Theater auf die Bühne geschafft. Wie war das?
WD: Wenn du solche Träume hast und wenn du dann zwar nicht in Paris, aber im Bolschoi tanzt, dann ist das Bolschoi genauso wie Paris. Und was gut und besonders für mich war: In meiner Schulzeit hatte ich russische Lehrer, die uns viel vom Bolschoi und vom Mariinski Theater in Sankt Petersburg erzählten. Und plötzlich stand ich dort auf der Bühne! Natürlich fühlten sich die ersten Schritte wie ein Traum an. Ich glaube, ich bin der erste polnische Tänzer, der mit der Bolschoi-Kompanie getanzt hat. Es gibt im Theater verschiedene Ballettsäle und die Musik, Ballettmusik, ist im ganzen Haus zu hören, von der ersten bis zur fünften Etage, die ganzen Proben finden parallel statt. Dieses Theater lebt wirklich 24 Stunden am Tag und alle sind verrückt nach Ballett. Genauso wie ich es in der Schulzeit war, aber damals war ich alleine gewesen und im Bolschoi waren alle so. Es war unglaublich. Ich hätte auch nicht gedacht, dass ich jemals dort tanzen würde. Es ist einfach so passiert.
Und wie war es nach der Vorstellung?
WD: Ich glaube, auch nach der Vorstellung realisierte ich noch nicht, dass ich im Bolschoi getanzt hatte. Weil ich versuchte, nicht daran zu denken, während ich tanzte. Als ich die Onegin-Musik hörte, fühlte ich mich deshalb sofort als Onegin. Dann denkst du über deine Rolle nach und nicht darüber, dass du im Bolschoi bist oder dass du gut sein musst. Aber dann, nach der Vorstellung, war es sehr schön. Diese Rolle ist wirklich etwas ganz Besonderes für mich. Ich bin danach in das Puschkin-Restaurant gegangen – allein – und langsam wurde mir bewusst, was gerade passiert war. Es war wie die Kirsche auf meiner ganzen Karriere. Es war wirklich eine unglaublich schöne Zeit.
Frau Nakamura, Sie waren sieben Jahre in Berlin, wie erinnern Sie sich an diese Arbeit mit dem Staatsballett Berlin?
SN: Schön, einfach nur schön! Ich denke auch, ich bin in dieser Zeit gewachsen, mein Ausdruck auf der Bühne, wie ich Dinge zeige und wie ich sein kann. In diesen sieben Jahren habe ich auch geheiratet. Damit konnte ich dem Publikum auch eine andere Shoko zeigen. Es ist viel passiert.
Was waren Ihre wichtigsten Rollen in Berlin?
SN: Ich habe so viel gemacht und jedes Stück war besonders. Aber „Schneewittchen“ von Angelin Preljocaj hat mir neue Möglichkeiten gezeigt, eine andere Richtung der Bewegung – und, dass ich auch so tanzen kann, dass das auch möglich ist. Mit Michael Banzhaf habe ich eine besondere Harmonie auf der Bühne gefunden. Er hat mir viel gegeben und ich konnte immer mehr und mehr von der anderen Sho-ko zeigen.
Welche Rolle noch?
SN: William Forsythe war auch wichtig. Natürlich ist Forsythe auch klassisch, aber eher neoklassisch. Der Stil ist ganz anders – nicht diese normale Klassik. Davor hatte ich schon viele For-sythe-Stücke gesehen und gedacht, das ist wie Gymnastik. Aber als ich es dann selbst tanzte, merkte ich, wie schwer es ist. Bei ihm gibt es so viele Möglichkeiten. Das hat mich interessiert und hat wirklich Spaß gemacht.
Und „Caravaggio“?
SN: Dieses Pas de deux, das Mauro Bigonzetti für Michael Banzhaf und mich choreografiert hat, das ist auch schön. Jeder Schritt ist so angenehm. Und es passt auch wirklich für jede andere Tänzerin, alles ist so wunderschön.
Und „Schwanensee“?
SN: „Schwanensee“ ohne Ende ...
Ich habe gehört, dass Sie die Nase voll haben von „Schwanensee“.
SN: Nicht von der Vorstellung, sondern von Galas, wo man nur den Pas de deux tanzt. Der ganze „Schwanensee“ ist toll, weil man dort eine Rolle entwickelt. Aber eine Gala ist nur Show und Technik. Ich fing in Wien an „Schwanensee“ zu tanzen. Und in Berlin war es dann wieder eine neue Choreografie und wieder ein anderes Gefühl. Meinen ersten „Schwanensee“ in Berlin habe ich mit Wieslaw getanzt. Nachher waren wir schon zusammen und dann war es noch einmal ganz anders. „Schwanensee“ ist interessant, weil es so viele Möglichkeiten für die Ballerina gibt. Die Rolle hat verschiedene Facetten und Gefühle und man kann sie über vier Stunden entwickeln.
Sie hatten in Berlin sehr schnell eine große Fangemeinde. Gibt es einen Zeitpunkt, wo man merkt, jetzt habe ich Karriere gemacht? Wo man denkt, ich bin ein Star?
SN: Das ist eine schwere Frage. Ich fühle mich nicht wie ein Star. Natürlich, in Japan sagen alle: Du bist ein Star. Alle kennen dort meinen Namen, aber ich fühle mich wie ein normaler Mensch. Ich kann nicht sagen, ich bin ein Star. Ich fühle das nicht so. Manchmal sagen die Leute auch: Ich dachte, du bist ein Star, aber du bist wie ein normaler Mensch.
Herr Dudek, lesen Sie Kritiken?
WD: Nicht wirklich. Für mich ist es wichtiger, was die Leute mir sagen. Ich weiß, ich bin nicht perfekt, aber ich gebe mein Bestes und für mich ist das, was ich nach der Vorstellung höre, wichtiger als Kritiken.
Es gibt sehr wenige professionelle Kritiker.
WD: Das stimmt. Oft schreiben sie nur, es ist nicht gut, aber sie schreiben meistens nicht, warum. Die beste Kritik für mich ist die von Kollegen und Pädagogen.
Waren die elf Jahre Berlin die wichtigsten in Ihrer Karriere?
WD: Ich hatte auch mal überlegt weiterzuziehen. Aber dann wurde mir klar, dass ich dort eine gute Zeit habe, dass ich alles tanze, was ich möchte. Dass ich in einer großen und guten Kompanie bin und jeden Tag gern zur Arbeit gehe. Und natürlich, je älter du bist, desto schwerer wird es, in eine neue Kompanie zu wechseln. Mit dreißig merkt man, dass der Körper nicht mehr so jung ist wie früher. Man braucht mehr Zeit für das Aufwärmen, mehr Stretching, mehr Dehnung, und kann nicht mehr so verrückte Sachen machen. Vor dreißig kannst du zum Beispiel zweimal die gleiche Vorstellung tanzen. Das war kein Problem! Mit dreißig merkst du, dass dein Körper schon abgenutzt ist. Du musst die Hüfte eine halbe Stunde lang warm machen und nicht mehr wie früher nur fünf Minuten. Und das ist mit dem ganzen Körper so. Aber wenn du aufpasst, kannst du locker bis vierzig tanzen. Trotzdem spürst du, wenn deine Karriere sich dem Ende zuneigt. Ich denke, das ist so mit fünfunddreißig bis siebenunddreißig Jahren der Fall.
Man muss auch bedenken, dass das Staatsballett Berlin pro Saison rund 110 Vorstellungen hat – welche Kompanie hat das schon?
WD: Und das breite Repertoire. Ja, das ist das, was ich meine. Wenn es in Berlin schlechte Vorstellungen gegeben hätte oder kein gutes Repertoire, dann wäre eher der Gedanke aufgekommen zu wechseln. Aber in Berlin wurde es jedes Jahr besser und besser.
Sie haben die Zeit in Berlin wirklich genutzt: mit anderen Theatern zusammengearbeitet, eine Ausbildung als Masseur absolviert, mehrere Choreografien gemacht.
WD: Wenn man glücklich ist, kommt man auf neue Ideen. Ich habe diese Ausbildung als Masseur gemacht, als es eine Spielzeit lang mit meinem Knie nicht so gut war und ich drei Monate pausieren musste. Viele sagten, dass ich gute Hände für Massage hätte und ich dachte, jetzt habe ich Zeit, ich könnte sie für eine Ausbildung nutzen. Niemand weiß, wie es mit der Karriere oder mit dem Leben weitergeht. Darum sagte ich mir: Nutze die Zeit jetzt! Es war wieder keine verlorene Zeit, sondern ich habe Sachen gelernt, die danach auch meinem Körper geholfen haben. Ich habe meine ganze Karriere ohne eine Operation gemacht. Das passiert nicht so oft bei Tänzern. Ich kann also sagen: Es war eine gute Entscheidung.
Frau Nakamura sagt, dass sie ohne Ihre Massage nicht auf der Bühne wäre.
WD: Ich habe einen Massagetisch und gebe ihr immer vor dem Schlafengehen eine Stunde lang eine Massage, mit Dehnen und Strecken. Sonst könnte sie am nächsten Tag nicht arbeiten.
Sie möchten auch noch studieren.
WD: Nach der Schule musste ich tanzen und mich meiner Karriere widmen und hatte keine Zeit. Gott sei Dank muss man heutzutage nicht jeden Tag in der Uni sein, sondern kann online studieren. Dann trifft man sich zweimal im Jahr für das Examen, aber die Vorbereitung läuft online.
Sie halten sich sehr viele Optionen offen.
WD: Aber ich finde, das ist gut so, oder? Alle sagen, zwanzig Jahre auf der Bühne ist eine lange Zeit, aber sie vergeht wie im Flug. Und wir Tänzer müssen schon daran denken, was wir machen, wenn die letzte Vorstellung kommt.
Gibt es einen Punkt, wo man sich sagt: Ich habe alles erreicht?
WD: Nein, diesen Punkt gibt es nicht, denn du kannst es immer besser machen. Es ist wie immer in unserem Beruf – es ist nie perfekt. Ich habe Onegin getanzt und es war meine Traumrolle, aber es gibt noch so viele Sachen, die ich nicht getanzt habe. Vielleicht ist eine der kommenden Rollen noch besser als Onegin. Wenn du dich entscheidest, bis fünfundvierzig zu tanzen, und dann ein Choreograf vorbeikommt und eine Rolle für dich kreiert, dann könnte es sein, dass das deine neue Traumrolle ist.
Wie wichtig sind Gastauftritte? Sie tanzen wahnsinnig viel auf der ganzen Welt Ballettgalas. Sie fliegen zig Stunden um die ganze Welt, um sieben Minuten zu tanzen, und kommen dann zurück. Warum?
SN: Als ich jung war, war es sehr gut. Denn du siehst viele Startänzer aus anderen Kompanien. Das gab mir Inspiration und ich dachte, ich will auch so tanzen – oder sehen, wofür ich noch mehr arbeiten muss. Und zum Kontakteknüpfen ist es schön.
WD: So ist unser Beruf. Entweder du nimmst dies hin oder deine Karriere wird nicht weitergehen. Alle Superstartänzer machen es so, sie fliegen heute, tanzen, steigen um und fliegen weiter. Wenn du dich entscheidest, eine Weltkarriere zu machen, dann ist das so.
SN: Weil alle schon auf unsere Vorstellungen warten und die Tickets gekauft haben. Einmal haben Wieslaw und ich in Japan eine Gala getanzt, die aufgezeichnet wurde. Wir flogen nach Tokio und sollten direkt ins Opernhaus zur Generalprobe fahren, am nächsten Tag war dann die Vorstellung mit dem Fernsehen geplant. Es war im Winter, wir flogen über Paris, und wegen des vielen Schnees hatte unser Flugzeug Verspätung. Wir mussten pünktlich sein, denn es war die Generalprobe mit Orchester und das Fernsehen sollte beides filmen, Generalprobe und Aufführung. Es war so knapp! Sie hatten schon mit der Probe angefangen, wir gingen aus dem Flugzeug in die Maske und kamen gerade noch rechtzeitig auf die Bühne. Und wir haben alles getanzt. Meine Beine waren so wackelig ... Ich muss immer mein Kostüm mit ins Flugzeug nehmen. Ich fragte die Stewardess, ob wir das Tutu aufhängen könnten, da ich in Japan sofort tanzen müsse. „Oh, Tänzer, kein Problem, folgen Sie mir.“ Wir gingen in die First Class. „Hier können Sie es lassen.“ Das Tutu flog also Frist Class und wir beide, die Tänzer, hinten ...
Was haben Sie dort getanzt?
SN: Schwarzer Schwan. Aber es war hart, nach den zwölf Stunden Flug direkt vom Flugzeug auf die Bühne. Ich dachte, ich schaffe es nicht. Wir hatten kaum Zeit, uns aufzuwärmen und mussten sofort auf die Bühne, die Kameras waren schon vorbereitet. Und so etwas ist auch gefährlich. Natürlich habe ich mich während des Fluges ein wenig gestretcht, aber trotzdem. Als ich noch jung war, hatte ich einmal eine Tournee. Ich hatte alle meine Spitzenschuhe in den Koffer gepackt – und nicht ins Handgepäck. Und dann kam mein Koffer nicht an! Ich war damals noch unerfahren und hatte keine Spitzenschuhe im Handgepäck.
Herr Dudek, Ihre Frau hat inzwischen in Berlin gekündigt und ist nach Budapest gegangen. Sie sind in Berlin geblieben. Wie ist das Leben in zwei verschiedenen Städten?
WD: Es ist schwer, insbesondere weil wir ein Kind haben. Aber wir verstehen uns und Shoko hat die Entscheidung für ihre Ballettkarriere getroffen. Für die Zukunft. Ich habe ihr gesagt, du musst gehen. Für ein Jahr kann man das machen. Ich habe noch meinen Job, bin immer noch zufrieden und plane nicht, noch weitere fünfzehn Jahre zu tanzen. Und ich weiß, dass sie dort sehr froh ist. Sie tanzt dort alle Vorstellungen, die sie in Berlin nie getanzt hat. Das ist wunderschön für ihre künstlerische Zukunft. Viele Tänzer hätten Angst, so eine Herausforderung anzunehmen. Manche Tänzer bleiben während einer ganzen Karriere in einer Kompanie. Das ist auch schön, weil die Leute sofort wissen, von welcher Kompanie sie kommen, wenn die Tänzer ihre Namen nennen. Ihr Name ist eng mit dem Namen der Kompanie verknüpft. Aber wir müssen auch egoistisch sein für unsere Karriere und uns für unseren eigenen Weg entscheiden.
Man hat gemerkt, dass Sie in Berlin eine zweite Heimat gefunden haben.
SN: Ich kann Wien nicht vergessen – es war eine wunderschöne Zeit. Aber ja, Berlin auch.
Warum sind Sie 2013 aus Berlin weggegangen?
SN: Diese Zeit war ungewiss, denn es war Vladimirs letzte Saison. Nacho Duato sollte in der nächsten Spielzeit kommen und man wusste nicht, wie es sich entwickeln würde. Zu dieser Zeit hat mich Tamás Solymosi aus Ungarn angerufen und mir gesagt, dass er eine Kompanie mit einem sehr guten klassischen Repertoire habe. Er suche eine klassische Ballerina und wenn ich interessiert sei, dann solle ich kommen und mir alles anschauen. Ich sprach mit Wieslaw und wir fuhren nach Budapest. Das Theater dort ist sehr schön. Dann schauten wir uns das Repertoire an und es gab dort viele tolle Stücke, die ich noch nicht getanzt hatte – „Manon“, „Onegin“ und viele andere. Dann habe ich mit Vladimir gesprochen, denn es war im Sommer vor Vladimirs letzter Spielzeit. Ich sagte ihm, wie gern ich mit ihm gearbeitet hatte. Das Problem war, dass Tamás mich schon in dieser Spielzeit wollte. Und Vladimir sagte: „Shoko, ich brauche dich auch, denn das ist die letzte Saison. Aber ich bin auch Tänzer und wenn du etwas tanzen willst, dann musst du es auch tanzen. Nicht, dass du später denkst, warum habe ich es nicht gemacht.“ Er war wirklich offen und sagte noch: „Aber ich brauche dich noch im September und Oktober für Forsythe und, Schwanensee’.“ Dann bin ich umgezogen.
Und wie war es in Budapest?
SN: Ich hatte davor nur einen Tag lang die Kompanie kennengelernt und noch kein Gefühl für die Kompanie – dann fing ich langsam an, mit ihr zusammen zu arbeiten. Das war ein bisschen anders als in Berlin oder anderswo in Europa. Hier gibt es viele ungarische Tänzer, es ist nicht so international, und alle sprechen Ungarisch, auch die Ballettmeister. Ich konnte daher nicht sofort Kontakt aufnehmen mit den Leuten. Jetzt ist es viel besser. In dieser Kompanie haben so lange nur ungarische Tänzer gearbeitet und sie fragen sich, warum kommen jetzt Ausländer? Das ist normal, aber hier war das sehr stark. Ich dachte, hier ist es nicht einfach, aber ich muss zeigen, wie ich tanze, damit die Leute verstehen, warum ich gekommen bin. Natürlich fragen sich manche immer noch, warum.
Haben Sie viel getanzt?
SN: Ja, sehr viele Rollen und viel Klassik: „La Sylphide“, „Die lustige Witwe“, „Der Nussknacker“, „Onegin“, „Schwanensee“, „Manon“, „Copéllia“ ... Hier gibt es ein starkes klassisches Repertoire.
Gibt es auch viele Vorstellungen?
SN: Ja, sehr viele. Und sie sind immer gut besucht. Es gibt zum Beispiel fünfundzwanzig „Nussknacker“-Vorstellungen nur im Dezember. Das heißt fast jeden Tag Doppelvorstellungen. Natürlich tanze ich nicht alle, sondern fünf bis sechs. Das ist schon viel.
Aber das ist schön, wenn man so viel tanzt.
SN: Ja, und auch anstrengend. Man kann zwar auf der Bühne und nicht nur im Probensaal üben. Aber natürlich ist es mental und körperlich wirklich schwer, und dazu kommt die Familie.
So how was it in Budapest?
SN: I had only been introduced to the company once beforehand, so I didn’t really have a feel for it yet – I slowly started working with the rest of the ensemble. It is a bit different than in Berlin or other places in Europe. There are many Hungarian dancers, it isn’t as international. And all of them speak Hungarian, even the ballet masters. So it took me a while to connect with the others. Now things are much better, but it’s a process. For quite a long time, this company only had Hungarian dancers, which made some people wonder why it has opened up to foreigners. That is completely normal, but it was particularly intense there. I thought to myself: It is not going to be easy here, but I will show them how I dance so that they understand why I came. Though sometimes they still wonder why I’m there.
Have you danced many things?
SN: Yes, very many roles and a great deal of classical works: “La Sylphide”, “The Merry Widow”, “The Nutcracker”, “Onegin”, “Swan Lake”, “Manon”, “Coppélia”... They have a strong classical repertoire.
Do you give many performances?
SN: Yes, very many. And they are always well-attended. For example, twenty-five “Nutcracker” performances are scheduled for December alone. That means there is one nearly every day, plus a few double bills. Of course, I don’t dance in all of them – only in five or six. But that is a lot in itself.
But it is nice to be able to dance so much.
SN: Yes, but also exhausting. Of course, it gives you the chance to practice onstage as well as in the rehearsal room, but it is both mentally and physically straining. And then there is the matter of family.
Was it difficult to be away from your family?
SN: Yes, in the beginning it was very difficult. I kept thinking: Why can’t my family be together? I knew I had made the deci-
War das schwer, ohne Familie in Budapest?
SN: Ja, am Anfang war es schwer. Warum, habe ich immer wieder gedacht, kann die Familie nicht zusammen sein? Ich wusste, ich hatte die Entscheidung getroffen, nach Budapest zu kommen und Wieslaw arbeitete noch in Berlin. Aber es war schwierig, denn ich war alleine mit Joel. Und wenn Joel schlief, dann war ich alleine ohne Wieslaw. Es war total anders ohne Wieslaw – es war eine schwere Zeit.
Wenn man Ihre Karriere anschaut, hat man trotzdem das Gefühl, dass alle Entscheidungen richtig waren.
SN: Ja, so denke ich auch. Man weiß vorher nicht, ob es sich in eine gute Richtung entwickelt, aber man muss es probieren. Manchmal hat man sich eingerichtet und dann geht man nicht mehr weiter, weil es angenehmer ist. Tänzer müssen jedoch verschiedene Richtungen ausprobieren, sonst verändern sie sich nicht.
Herr Dudek, war es schwierig für Sie, in Berlin den Vertrag nicht mehr zu verlängern?
WD: Nein, das war nicht schwer. Denn ich hatte schon vor zwei Jahren darüber nachgedacht und mir gesagt, ich will nicht bis zum letzten Tag tanzen, wenn ich überall Schmerzen habe. Sondern ich will meine letzte Vorstellung geben, wenn alle noch sagen: So eine gute Vorstellung, so ein guter Tänzer! Ich habe diese Idee nicht erst seit heute, sondern seit zwei oder drei Jahren. Ich habe das Gefühl, dass ich Klassik nicht mehr noch besser tanzen kann, aber es gibt Rollen wie „Tschaikowsky“, die ich noch gut zeigen kann. Deshalb habe ich mich entschieden, mich vom Berliner Publikum zu verabschieden. Das waren tolle elf Jahre, ich habe viele verschiedene Rollen getanzt, ich hatte gute Zeiten und ich hatte schwierige Zeiten, aber das Publikum war immer da. Ich habe immer Blumen bekommen und Briefe: „Danke für die Vorstellung, wir warten schon auf die nächste!“ Ich möchte Danke sagen zum Berliner Publikum. Ich spüre, dass mein Körper immer noch gesund ist, und ich habe keine Schmerzen. Und ich versuche, jeden Tag zu trainieren, und ich fühle mich immer noch als Tänzer. Wenn ich eine Einsion ladung bekäme, zum Beispiel um Onegin zu tanzen, dann würde ich das machen.
Der Intendantenwechsel beim Staatsballett Berlin hat für Sie diese Entscheidung leicht gemacht?
WD: Ja, das war auch ein Grund, warum ich sie so getroffen habe. Ich bin nicht mehr so jung und ich habe keine Kraft, um noch einmal anzufangen und mich wieder zu beweisen. Oder einen neuen Stil zu lernen. Mein Körper ist nicht mehr so weich wie früher.
Für Menschen mit anderen Berufen klingt das komisch.
WD: Fußballspieler zum Beispiel spielen auch kaum länger als bis fünfunddreißig. Unser Beruf ist genauso anstrengend, auch wenn man es nicht sieht. Natürlich könnte ich bis fünfundvierzig weiterhin auf der Bühne laufen, es gibt auch solche Rollen, aber das interessiert mich nicht. Ich habe eine Idee für meine Zukunft – ich bin froh über das, was ich gemacht habe, und ich bin gespannt auf das, was noch kommt.
Sie haben auch nicht völlig mit Berlin gebrochen, sondern treten als Gast auf.
WD: Ich kenne in Berlin alle Ballettmeister, die Direktorin, die Sekretärin, alle – das war wie eine Familie. Deshalb wollte ich auch nicht sofort Schluss machen und habe diese Möglichkeit, als Gast Vorstellungen zu tanzen, auch gerne angenommen. Aber ich weiß auch, das sind meine letzten Vorstellungen in Berlin. Bald ist wirklich Schluss auf der Berliner Bühne.
Dieses Jahr 2015 ist für Sie sowieso irgendwie ein Abschlussjahr, ein Jahr der Veränderung. Vor Ihnen steht auch das 40-jährige Jubiläum der Ballettschule in Łódź, wo Sie neun Jahre verbracht haben.
WD: Ja, in diesem Jahr passiert viel, viele Veränderungen. Ich habe viele Angebote bekommen und mein Kalender ist gut ausgefüllt. Ich bin unglaublich beschäftigt, aber so ist unser Ballettleben – entweder du hast viel zu tun oder du hast nichts. Ich habe schon gesagt, dass diese Zeit in der Schule eine unglaublich wichtige Zeit für mich war. Deshalb möchte ich dort auch Danke sagen an alle, die mich unterstützt haben, denn ohne sie hätte es meine Karriere nicht gegeben.
Sie möchten auch Europa verlassen und nach Japan gehen.
WD: Diese Idee, Europa zu verlassen, ist schon lange in unseren Köpfen. Wir haben immer auf den richtigen Zeitpunkt gewartet. Aber seitdem Joel da ist, mussten wir für uns drei denken und es war nicht so leicht sich zu entscheiden. Meine Frau wohnt seit zwanzig Jahren in Europa. Natürlich vermisst sie ihr Land. Es ist im Moment schwer zu sagen, ob es die richtige Entscheidung ist, wir wissen es nicht. Meine Frau hat schon vergessen, wie das Leben in Japan ist. Aber wir möchten es probieren. Wir wissen, was in Europa läuft, aber wir wissen nicht, wie es in Japan laufen wird. Das Einzige, was wir bereits kennen, sind die Vorstellungen meiner Frau.
Tokio ist eine riesige Stadt, dort passiert unglaublich viel gleichzeitig und vielleicht werde ich dort auch einen neuen beruflichen Weg finden. Wenn ich in Japan bin, fühle ich mich glücklich. Ich habe kein Problem mit dem japanischen Essen oder mit der japanischen Tradition. Ich sehe, dass die Leute großen Respekt für mich haben, mich um Rat fragen und dankbar sind, wenn ich etwas mache. Deswegen fühle ich mich dort besonders. Meine Frau hat gesagt, ich sei wie ein Prinz – und dort fühle ich mich auch so. Das einzige Problem im Moment ist, dass ich schnell Japanisch lernen muss. Denn wenn ich in dieser Stadt ohne meine Frau funktionieren will, muss ich die Sprache sprechen, damit ich alleine kommunizieren kann.
Seit ich zehn Jahre alt war, bin ich die ganze Zeit gereist. Ich kam mit einem Koffer nach Stuttgart. Dieser Koffer ist immer vorbereitet für die nächste Reise. Wir haben keine richtige Wohnung und kein richtiges Haus gebaut. Wir haben unseren Platz noch nicht gefunden. Wir sind immer noch am Suchen, wo unser Platz ist, um nach der Karriere ein bisschen Ruhe zu haben. Ich weiß, wenn Japan nicht funktioniert, wenn Tokio zu hektisch ist oder wir keine Ruhe finden, dann kommen wir zurück nach Europa.
Haben Sie die Entscheidung getroffen, dass Joel auf Japanisch erzogen werden soll?
WD: Das ist unsere Frage. Natürlich verstehen wir, dass es für unser Kind schwer ist, denn zur Zeit hat Joel drei Sprachen im Kopf. Wir hoffen, dass wir uns für einen Ort entschieden haben, bevor er in die Schule kommt. Wir wollen nicht, dass er die Schule nach zwei Jahren wechseln muss. Es wäre zu viel. Ich möchte nicht, dass Joels Leben so chaotisch ist wie unser Wanderleben. Ich möchte, dass er eine Richtung hat. Deshalb versuchen wir es jetzt mit Japan. Wenn es nicht funktioniert, können wir noch vor Beginn seiner Schulzeit nach Europa zurückgehen und er kann auf eine englische Schule gehen. Wenn es aber funktioniert, dann bleiben wir natürlich dort.
Ihre Schwester wohnt auch in Japan.
WD: Ja, schon seit zwölf Jahren. Und sie ist wirklich glücklich dort. Sie hat auch einen Sohn und er spricht Japanisch und Polnisch. Ich habe auch mit ihr darüber gesprochen. Natürlich gibt es viele Dinge, die sehr anders sind, auch in der Mentalität, aber sie ist sehr glücklich dort. Sie kann sich nicht vorstellen, zurück nach Polen zu gehen.
Frau Nakamura, ist Ihnen bewusst, dass das Ihre letzten Monate in Europa sind? Dass es dann nach Japan geht?
SN: Ja, das ist jetzt unser Ziel. Ich bin schon lange in Europa und ich habe erst wenig in Japan getanzt. Und jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um dort etwas zu zeigen, denn jetzt bin ich noch frisch. Unser Traum ist es, im Sommer umzuziehen. Aber ich möchte auch mit Europa in Kontakt bleiben, denn hier habe ich meine Karriere gemacht. Hier habe ich zwanzig Jahre lang getanzt und ich denke, wenn ich nur in Japan tanzen würde, würde mir etwas fehlen. Mein Wunsch wäre es, Gasttänzerin zu sein und mit verschiedenen Kompanien ganze Ballette zu tanzen.
Sind Sie nicht ein bisschen traurig? Auf der einen Seite gehen Sie natürlich in Ihre Heimat und zu Ihrer Familie zurück. Aber auf der anderen Seite waren Sie so lange in Europa. Hier haben Sie eine Karriere gemacht, hier kennen alle Shoko Nakamura.
SN: Ich habe mir immer gesagt, wenn ich traurig bin, dann gehe ich nicht nach Japan, sondern zurück nach Berlin. Aber ich spüre Hoffnung – es gibt etwas Neues. So wie Wien, Berlin und Budapest. Natürlich habe ich auch etwas hinter mir gelassen und habe auch geweint, aber danach war ich froh und fühlte neue Energie.
Herr Dudek, wenn Sie Ihre Karriere jetzt Revue passieren lassen, sind Sie glücklich?
WD: Ja, ich bin sehr glücklich. Wissen Sie, manche Leute sagen, du hast Karriere gemacht, weil du viel Glück gehabt hast. Aber ich sage immer, ich hatte viel Glück, weil ich sehr hart gearbeitet habe. Je mehr du arbeitest, desto mehr Glück hast du. Ich habe viel gekämpft für diese Karriere vom ersten Tag an. Das ist die Motivation. Denn du musst besser werden.
Privat auch?
WD: Ja, ich bin sehr glücklich mit meiner Frau und mit meinem Kind. Es ist wie mit meiner Karriere – was fehlt da noch? Vielleicht ein Haus oder ein Auto, aber das ist nicht so wichtig. Wichtig ist, was in unserer Wohnung mit meiner Familie passiert. Es herrscht eine gute Energie zu Hause und das ist wichtig für mich – nicht Geld oder ein Auto. Und ich bin gesund und ich kann laufen.
Und was sagt Ihre Mutter zum Umzug?
WD: Sie ist nicht so froh, denn sie hat schon ein Kind in Japan und jetzt noch eines. Für eine Mutter ist es schwer, wenn die Kinder so weit weg sind. Besonders um die Weihnachtszeit, wenn die Familie zusammen sein kann. Shoko ist auch immer sehr froh, wenn wir als Familie zusammen sind. Sie sagt immer, es ist so eine besondere Stimmung. Es gibt viele Kinder, wir kochen zusammen, wir essen, wie eine richtige polnische Familie. Man nimmt sich Zeit für die Familie ... So ist das Leben. Schauen wir, was passiert.
Frau Nakamura, sind Sie auch glücklich als Tänzerin und als Frau?
SN: Ich bin wirklich sehr glücklich! Und ich habe Glück gehabt. Ich bin ein sehr glücklicher Mensch. Auch als Tänzerin. Natürlich habe ich viel gekämpft, aber am Ende habe ich auch immer Glück gehabt, habe gute Menschen getroffen, die mir geholfen haben, und ich habe immer eine gute Richtung gefunden. Und Wieslaw ist der beste Partner für mich. Ich hatte immer so viele Komplexe mit meinem Körper und dachte nicht, dass ich eine Ballerina werden könnte. Heute sagen die Leute, ich sei ein Star und ich kann es nicht glauben. Und dann habe ich einen Prinzen getroffen und ich kann es immer noch nicht glauben, dass er mich geheiratet hat. Es gibt so viele schöne Frauen, die blond sind und große Augen haben und er hat mich geheiratet. Immer wieder frage ich mich, warum hat er sich für mich entschieden? Ich will ihn nicht fragen ...
Vielleicht gibt es eine ganz klare Antwort: Sie sind für ihn etwas Besonderes.
SN: Deshalb bin ich so ein glücklicher Mensch.