Thomas Köck, wir porträtieren in diesem Heft die französische Schauspielerin Isabelle Huppert. Eine interessante Koinzidenz, denn in Ihrem Stück „Isabelle H.“ ist sie die titelgebende Protagonistin. Sie verkörpert dort, ganz engagierter Filmstar, die Rolle eines Flüchtlings. Wie kam es zu dieser Rollenzuschreibung?
Wegen ihrer Filme. Sie schafft es als Schauspielerin, Leid sichtbar zu machen, ohne sich oder ihre Figuren dadurch zu entwürdigen. Die Frage ist doch: Wie kann man dem Geflüchteten, der ja medial oft entwürdigt wird, kein Gesicht bekommt, eine Art von Würde zurückgeben? Huppert lotet in vielen ihrer Filme den Bereich der Fremdheit aus. Darum ging es auch mir in dem Stück: sich mit dem Thema Fremdheit auseinanderzusetzen. Da steht jemand und behauptet, sie sei Isabelle Huppert. Am besten wäre es natürlich, wenn sie es selbst spielen würde.
Die hoch dotierte Starschauspielerin, die den Flüchtling gibt – darin steckt aber auch ein enormer Zynismus.
Genau, das läuft natürlich unterbödig mit.
Sie zeichnen in Ihren Stücken – auch „jenseits von fukuyama“ gehört dazu – eine Art Pathologie der Gegenwart, ausgehend von den 1990er Jahren, in denen das unendliche Wachstum erfunden wurde. In „paradies fluten“, das wir hier abdrucken, bricht schließlich alles zusammen: Es kommt zu einer fast biblischen Katastrophe,...